Von Page nach Bryce

Am heutigen Tage war ich ungewöhnlicher Weise mit einer gehörigen Portion Energie ausgestattet. Ich möchte nicht verschweigen, dass so eine Rundreise schon auch schlaucht. Der Energiehaushalt deckte sich nicht mit dem meines Mannes und so bummelte dieser noch ein bisschen, während ich mich in die Lobby setzte und Kaffee trank. Die geschmeidige Stunde war auch mal ganz schön. Diese Hotelübernachtung bescherte uns wieder so ein American Breakfast. Das hatte ich ja nun schon mal für mich als indiskutabel eingestuft, aber es gehört nun mal dazu. Die hatten eine Maschine, wo man oben Toastscheiben reinlegt und dann bewegen die sich da so durch und unten fallen die getoastet raus. Wie soll man so was beschreiben? Und eine Pancakemaschine hatten die auch. Da pusht man einen Button und dann kommen rechts unten zwei Pancakes raus. Die mit einem Haufen Sahne sind schon ein Genuss. Haben sich dann auch gleich geschmeidig um die Hüften gelegt (so wie alles hier grmpf). Der Frühstücksraum ist wieder in jeder Ecke voll mit Fernsehern. Ich setze mich schon immer so, dass ich das nicht sehe. Aber wenn alle so glotzen. Unwetter mit Sturm und Wasser und ach was weiß ich noch. In Florida. Ich bin natürlich (!) wieder beunruhigt. „Das is so, als wenn dir einer erzählt, dass es in Spanien Überschwemmungen gegeben hat“ sagt der Gatte. DAS beruhigt mich natürlich. Wir kommen wieder zu einem großen Moment unserer Reise. Zig mal von oben bei Google bestaunt, unzählige Bilder gesehen. Wir fahren zum Horseshoe Bend. Im Grunde eine Schleife des Colorado Rivers. In der Fachsprache auch Mäander genannt (mir zum Erklären zu kompliziert, bitte selber Wikipedia bemühen bei Interesse). Man muss auf einem Parkplatz etwa einen Kilometer weit parken und dort hin gehen. Eine Rangerin lässt dich ohne Wasser nicht los. Es hat einen Anstieg und es ist brütend heiß. Man glaubt es nicht, aber man benötigt Tatsache einen Liter für hin und zurück. Und dann steht man an der Kante und sieht in den 300 Meter tiefen Abgrund und es ist das Schönste, was ich auf dieser Reise gesehen habe. Ich glaube auch nicht, dass das noch zu toppen ist. Der Fluss fließt ruhig in einem wunderschönen Türkis vor sich hin. Tief unten. Man kann winzige Bötchen sehen. Es ist unbeschreiblich erhaben. Ich will nicht gehen, aber es ist heiß und zurück muss man ja auch wieder. Wir sehen zwei mal Menschen, die andere tragen. Einer sein bewusstlos gewordenes Mädchen- ja man muss sich gut kümmern. So ohne Mütze, nicht gut. Und einen tollen Bruder, der sein kleines und etwas angemopstes Schwesterchen auf den Schultern trägt- ein Held. Nicht nur an diesem Ort fällt mir auf, dass es unterschiedliche wohl irgendwie länderspezifische Eigenschaften von Menschen gibt. Sicher spielen Vorurteile auch eine Rolle, aber manche Klischees hauen auch voll hin. Ich beobachte, dass Deutsche häufig einen eher gnatschigen Gesichtsausdruck haben. Um dem entgegen zu wirken, lächle ich jetzt öfter. Und andere sind zum Beispiel immer laut. Meine Güte. An so heiligen Orten sind die ja so laut. Wir fahren nach Kanab. Wieder so etwas, auf dass ich mich schon so gefreut habe. Viel weiter unten habe ich schon von einem Cowboyladen berichtet und den wollten wir nun suchen. So eine Art Antiqutätenladen für Cowboyartikel. Äh, der Laden ist hier nicht habe ich nachkurzer Recherche rausgefunden 🙂 Ganz anderer Ort haha. Das macht aber nichts, weil wir einen anderen ganz tollen Laden gefunden haben. Der hatte so einen Schießstand, im Westernsaloon Style, wo man mit einem Gewehr auf Scheiben schießt und dann miaut die Katze oder die Vase fällt um oder die Kuckucksuhr macht Kuckuck. Was für ein Spaß. Immer wenn Ole auf etwas schießt kommt Wasser raus und immer in mein Gesicht. In dem Laden gab es auch zahlreiche ausgestopfte Tiere, auch einen Eisbären. Hm. Der Laden hat einen Garten mit einer Westernkulisse. Ein Traum. Wir essen einen Hotdog in dem dazugehörigen Lokal und wären dort gerne versackt. Für zwei Tage. Der Cowboyladen ist in Panguitch. Ob ich Ole überredet bekomme dahin zu fahren? Wir fahren nach Bryce. Wieder eine Fahrt durch eine Landschaft, die durch Berge und Schluchten führt. Es wird nie langweilig. Wir haben noch ein bisschen Zeit. Das Ruby’s Inn ist eine riesige Hotelanlage, die eigentlich eine eigene kleine Stadt ist. Alles auf Ranch getrimmt. Wir haben wieder ein Zimmer mit Auto vor der Tür. Um 7pm ist Rodeo. Wieder so ein Highlight. Ole bügelt sich ein Hemd mit den Worten „Ich habe noch nie außerhalb Europas gebügelt“. Ja diese Reise bietet viel Neues. Also Hut auf, Hemd an und los. An diesem Punkt der Geschichte muss ich schon aufpassen, dass ich den Cowboyhut abnehme, wenn ich ins Bett gehe. Der sitzt wie eine eins. Das Rodeo ist ein nettes Spektakel mit Cowboys und Pferden und Rindern. Kinder dürfen auch mitmachen und auf Schafen Rodeo machen. Der Stadionsprecher fragt in die Runde, wer denn aus welchem Land kommt. Wer sich angesprochen fühlt ruft so etwas wie Yeah oder so. Ole will, als Germany aufgezählt wird ein buh gehört haben. Ich sage, die mein juhu. Egal. Als nach den American gefragt wird, ruft nur die Familie vor uns yeah und der Mann sagt „We are a Minority?“, und lacht. Ole sagt lachend „You’re welcome“ Der Mann lacht sich kaputt. Ich bin im Nachhinein etwas gespalten was die Rodeosache angeht. Ich empfinde den Umgang mit den Tieren aus tierschutzrelevanten Gründen fragwürdig. Aber dennoch ein interessantes Erlebnis. Wir bummeln noch ein bisschen und dann ab ins Bett. 

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