Bryce

Das Ruby’s Inn ist eine kleine Welt für sich. Es gibt eine Menge kleiner Lädchen und wir sind wieder motelähnlich untergekommen. Heute ist keine Zeit zum Bummeln. Wir haben einen Termin. Je näher der rückt, desto mehr habe ich das Gefühl mich in einer Schnapsidee wieder zu finden. Dabei war es meine. Um 10.15 am ist Treffen an der Horses Riding Dingsda. Die Pferde sind schon aufgezäumt und die Cowboys stehen schon am Rande und warten auf die Reitwilligen. Ole ist ganz entspannt, obwohl er nicht reiten kann. Meine Sorge ist einzig aus welchen Gründen auch immer von dem Getier zu stürzen. Meine Güte man kennt sich ja auch nicht. Wir sind jedenfalls wieder in voller Cowboymontur unterwegs, was die anderen Ankömmlinge glauben lässt, wir gehörten zur Ranch. Also da muss man doch einfach nur etwas genauer hinsehen. Es versammeln sich ca. 15 Personen für diesen Ausritt und der Obercowboy, den ich gestern auch schon beim Rodeo gesehen habe, sagt jedem einen Namen für ein Pferd. Oles heißt Bullseye. Ich sage noch so etwas wie „Can I have a Small one?“ und bekomme Slim. Kurze Einweisung und aufgesetzt. Als ich mit dem Hintern im Sattel zum  Sitzen komme, wird mir klar, wie die nächsten 1,5 Stunden aussehen werden. Es ist doch etwas unbequem. Der Ole sieht auf seinem Bullseye aus wie ein richtiger Cowboy und es steht im ausgezeichnet. Die Kolonne setzt sich in Bewegung, Ole ist das Schlusslicht, ich einen davor. Ich bin hoch konzentriert, mein Mann grinst in einem fort und scheint selig. Nach kurzer Strecke kommt noch ein Mann und macht von uns allen je ein Bild. Ich lächele verkniffen. In den nächsten Minuten stellt sich heraus, dass der Zosse auf dem ich sitze mal so überhaupt kein Bock auf sein Business hat. Er bummelt, ist störrisch und drückt durch seine ganze Erscheinung aus, dass er lieber essen möchte oder was weiß ich. Wir reiten durch einen Nadelwald im Schatten. Es ist wundervoll und duftet so wie auf Amrum, wo ich mal als Kind zur Kur war. Slim ist so langsam, dass ich immer drohe den Anschluss zu verlieren. Hinzu kommt, dass der Gaul irgendwie ein Thema mit Oles Bulleye hat und den gerne mal beißen möchte oder so. Ich drücke mal ganz geschmeidig, ich will ihn ja nicht unnötig reizen, in die Seite, um ihn aufzufordern mal Anschluss herzustellen. Na ja. Dem Obercowboy ist das bummelnde Vieh nicht entgangen und er kommt immer mal nach hinten geritten, um sich A zu unterhalten und B Slim mal einen Klaps zu geben. Das bewirkt bei mir einen Schock, weil der rennt dann los. In Wut. Wir kommen dann an die Kante des Bryce Canyon. Also dirket an die Kante meine ich. So viel Vertrauen habe ich zu dem Tier nicht, aber ich verhalte mich friedlich. Mache mit dem Handy ein paar verwackelte Bilder und bin froh, als zwischen den Abgrund und das Pferd mit mir oben drauf wieder mehr Weg kommt. Den Ausblick, den ich erhaschen konnte war grandios und schön.  Und der Ole, der grinst immer noch. Die 1,5 Stunden gehen ihrem Ende entgegen und ich mache mir Gedanken, wie ich je von Slim, den ich gar nicht soo slim finde, wieder runter komme. In meinem linken Bein kündigt sich bereits ein Krampf an und mein Hinern schäft. Halb sinke ich, halb falle ich vom Gaul und freue mich über festen Boden und über das Leben, das in meine Beine zurück kehrt. Ole grinst. Wir bekommen jeder ein Foto geschenkt. Das fand ich toll. Ich mache noch schnell einen Cache, denn es ist Internationaler Geocachingday und dann fahren wir in den National Park Bryce Canyon mit dem Auto. An unterschiedlichen Aussichtspunkten machen wir Halt. Der Canyon ist eigentlich kein Canyon und es gibt da so Dinger aus Stein überall. Hoodoos heißen die. Ganz großartig. Ich bekomme heute tatsächlich meinen Abstecher nach Panguitch in den Cowboy Connectible Laden. Ist nicht weit. Laden schnell gefunden. Ganz toll dort. Tausend gebrauchte Cowboystiefel und Schnicki Schnack. Haben aber nichts gekauft. Sind dann in ein Cafe gegangen, dass zu einem uralten Kino gehört. Ganz bezaubernd. Einen Film gucken kostet 6 Dollar. Es gibt selbst gebackenen Kuchen. Ich nehme so eine Schokofrechheit. Sehr köstlich und fettich und köstlich. Es regnet ein paar Tröpfchen, nicht der Rede wert. Wir fahren zur Zion Ranch, einen Ort gibt’s da nicht zu. Das Hotel liegt direkt vorm Zion National Park. Als ich das Anwesen sehe fange ich fast an zu weinen. Es ist wunderschön. Auch fange ich an  zu weinen, weil die Dame an der Lobby sagt „No wifi, no TV, no Netz“. Es ist hart, aber als Entschädigung bekommen wir ein eigenes kleines Häuschen, etwas erhöht, mit Blick auf die Berge und einer Art Schaukelbank auf der Terrasse. Da bleibe ich. Ole fährt kurz los und holt Frühstückssachen und ich sitze einfach nur da. Die Sonne macht sich bereit zum Untergehen. Im Hintergrund sehe ich riesige Tiere näher kommen. Dann wird mir klar, es sind Büffel. Und jetzt wird mir auch klar, warum das Restaurant  in dem wir einen Tisch reserviert haben „Buffalo“ heißt. Und mir wird klar, warum das Ding Ranch heißt. Hier werden Büffel gezüchtet und serviert. Ich bin sehr gespannt. Das Restaurant ist sehr bezaubernd und rustikal. Ein Mann spielt Gitarre. Die Karte ist klein, aber super. Ich esse vorweg eine Käseplatte, Ole eine Suppe. Dann Büffelfilet. Schmeckt wirklich gut. Lecker Kartoffeln dazu und irgendwatt Grünes mit Blauschimmelkäse. Ole hat ein neues T-shirt, auf dem ein Mann und ein Hund auf einem Pferd reiten. Der Hund vorne, der Mann hinten und unübersehbar durch Alkoholgenuss in ausruhender Haltung. Der Mann mit der Gitarre erzählt uns einen vom Pferd, dass er den Typen kenne, er käme aus seinem Dorf. Wie klein die Welt ist. Wir gehen zurück auf Schaukel und Veranda. Ich warte auf die Sterne, die hier besonders gut zu sehen sein sollen. Ich schaffe es nicht mehr und gehe schon mal schlafen. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert