Zion National Park und Las Vegas

Ich wurde nachts wach. Natürlich. Ich werde ja immer nachts wach. Mir viel ein, dass ich ja noch gerne die Sterne in Ruhe angesehen hätte und so schleiche ich mich aus dem Häuschen. Kaum stehe ich auf dem Rasen, kommen irgendwie Einwände gegen meine Anwesenheit. Ich werde von einer Fledermaus angegriffen. Ich spüre sie schon fast an meinen Haaren und aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, die war stinksauer. Ich ducke mich, sie macht eine geschickte Wende und kommt wieder auf mich zu. Ich habe verstanden und gehe rein. Die Sache mit den Sternen ist auch nicht soo wichtig. Andere Nächte haben auch schöne Himmel. Am nächsten Morgen kocht mein Gatte Kaffee. Ich bin nicht sicher, ob ich über die schwankende Qualität des Kaffees in amerikanischen Hotels an anderer Stelle schon mal berichtet habe? Egal, dieser war so etwa eine drei. Wir frühstücken die Leckereien von der Tanke- Toast, Ham, Cheese. Als ich meine Socken anziehen will, läuft eine Spinne raus. Nicht groß, aber sehr schlecht gelaunt. Ich weiß nicht, warum das Viehchzeuch hier immer so schlechte Laune hat. Ich schreie, damit auch endlich alle in ihren Cabins wach sind und werfe alles, was ich in den Händen halte im hohen Bogen wech. Hinter das Bett. Mist. Benötige Wanderstöcke um dran zu kommen. Habe ich schon von den Betten in amerikanischen Hotels berichtet? Mir fällt der Abschied von diesem Ort schwer, aber der Tach is kurz und man hat ja eine Menge vor. Ole möchte gerne im Zion National Park ein bisschen wandern. Im Grunde eine gute Idee, wenn es nicht so heiß wäre. Wir haben heute etwas länger gebraucht und so ist es im Park schon recht voll. Ich glaube, wir haben den letzten Parkplatz im gesamten Park bekommen und der war nicht mal legal. Wenn es voll wird, dann parkt jeder und jede wo er oder sie kann. So ähnlich wie an einem Sonntag im Harz, wenn Neuschnee gefallen ist und alle Schlitten fahren wollen. Dafür haben wir auf dem Weg mal Tiere gesehen. Keine Ahnung was es war, aber so etwas ähnliches wie Ziegen oder Steinböcke. Auf jeden Fall mit Hörner dran und grau. Wir gehen zum Shuttlebus. Im Zion N.P. darf man auch nicht überall mit dem eigenen Auto lang. Es stellt sich heraus, dass das mit der Fülle an Menschen hier doch noch erträglich ist. Wir fahren zur Haltestelle Emeralds Pools. Eine leichte Strecke bergauf, die zu drei Wasserfällen führt. Es ist aber anzumerken, dass im August in keinem Wasserfall des Westens der USA wirklich viel Wasser fließt. Alles ist viel zu dröch. Der Weg ist schön und wir gehen in sengender Hitze mal durch Sonne, mal durch Schatten hoch zu dem Rinnsal. Schöne Ausblicke. Nach zwei Stunden sind wir wieder zurück. Wir kaufen uns eine kalte Coke diet und gucken uns eine waschechte Rangerin mit Hut und Gitarre an, die auf einem Höckerchen leicht müde und dehydrierte kleine Kinder auf einer Wiese zu bespaßen versucht. Diese hängen mehr in den Seilen und gucken. Sie singt trotzdem. Der Zion N.P. ist mit diesem Ausflug von uns erschlossen und wir starten die 2,5 Stunden Fahrt nach Las Vegas. Ich bin gut aufgelegt. Nach der ganzen Natur habe ich Bock auf Remmi Demmi. Die Landschaft, aber wen wundert’s, verändert sich. Las Vegas liegt schließlich in der Wüste. Dazu kommt noch ein bisschen mehr Hitze, 115 Grad Fahrenheit. Wahnsinnig karge und hohe Berge und Schluchten. Wir kommen bei einem Walmart vorbei und weil wir noch etwas brauchten, sind wir da rein. Also so was habe ich noch nicht gesehen. Einen derart riesigen Supermarkt mitten in der Wüste. Da fahren alle hin und kaufen Unmengen ein. Habe ich schon über amerikanische Supermärkte berichtet? Dann wird es platt und am Horizont erscheinenHochhäuser. Mir kommt es gar nicht so groß vor, dieses Las Vegas. Ein bisschen wie Frankfurt von Weitem. Der Freeway 15 führt direkt durch die Stadt  und die großen Hotels (Casinos) haben fast alle eine eigene Ausfahrt. Das Flamingo ist auf der Flamingo Road Ecke Las Vegas Boulevard. Leicht zu finden. Es gibt ein Parkhaus  mit sieben Etagen, da fährt man rein und gut. Wir kommen von irgendeiner Seite in das Hotel und gehen erst mal ewig durch die Geschäftepromenade bis zur Lobby. Da stehe ich eine dreiviertel Stunde zum Einchecken an. Genug Zeit, um mich zu aklimatisieren. Ole holt die Koffer aus dem Wagen. Krasse Leute die da stehen und gehen. Die meisten schon oder noch voll. Junge und Alte, alles dabei, auch Familien mit kleinen Kindern. Wieso fahren die mit kleinen Kindern und auch Babys nach Las Vegas? Ich erzähle der Lobbyfrau was von „Please a Room on a Floor not so high“. Wir bekommen ein Zimmer im vierten Floor. Toll ist, dass die Ersten über Rolltreppen zu erreichen sind und ich nur eine Etage durch ein Treppenhaus muss. „Jedes Hotel ist nur so gut wie sein Treppenhaus“, dieser Spruch stammt von mir und wenn ich damit recht hätte, gebe es keine Hotels. Ich habe einige amerikanische Treppenhäuser von innen gesehen, aber dieses war der Gipfel. Es ist so ekelhaft, dass ich mir das Fotografieren  verkniffen habe. Und ich verzichte, da ich weiß, dass es Leute gibt, die dies hier zum Frühstück lesen, auf weitere Details. Das Zimmer ist schön, eine gesamte Glasfront, durch die man von außen nicht reinschauen kann. Von außen ist alles golden verspiegelt. Wir sind genau auf der Höhe der Palmen und blicken auf den großen Garten des Hotels und auf das große Las Vegas Riesenrad. Eine runde dauert 30 Minuten, es bewegt sich so langsam, dass man es kaum sieht. Kostet bestimmt 50 Dollar damit zu fahren. Hunger! Es ist noch hell und wir schreiten durch das Casino des Flamingo nach draußen auf den Las Vegas Boulevard. Wir entscheiden uns am heutigen Abend nach rechts zu gehen. Zunächst folgen wir einer Empfehlung und essen in einem Burgerladen. Satt ist das Erkunden einer Stadt auch besser. Wir kommen am Venetian vorbei. Von außen, wie alle Hotels hier mächtig aufgemotzt. Draußen Kanäle wie in Venedig, wo Gondolliere mit Gondeln singend irgendwelche Touris rumfahren. In dieser Kulisse sehen wir ein Pärchen, dass sich mitten auf der Straße von einer Art Elvisimitator trauen lässt. Mann oh Mann. Die Straßen sind so ungeheuerlich voll. Menschengruppen werden von Personen mit Leuchtstäbchen oder Fähnchen durch die Massen geführt. Das Rauchen und Trinken auf der Straße ist erlaubt, wenn nicht sogar erwünscht. Man kann an jeder Ecke alles kaufen zu Preisen, die ungeheuerlich sind. Irgendwelche Drinks in riesigen Bechern kosten da gerne mal 20 Dollar und mehr. Im Supermarkt gibt es eigens riesige Kühlkammern nur für Bier. Kühlregale reichen da nicht. Überall stehen Hello Kitty’s, Minnie Mäuse, Spidermänner und Transformers, die für ein Bild mit sich 20 Dollar möchten. Ole und mir fällt auf, dass immer ein riesiger Reklamewagen den Boulevard rauf und runter fährt. Es sind nackte Frauen drauf abgebildet und eine Telefonnummer, unter der man sich Frauen hinbestellen kann, wo Mann will. Auch werden einem an jeder Ecke Visitenkarten mit Frauen drauf in die Hand gedrückt, auch zum bestellen. Also bei uns nennt man so etwas Prostitution. Wie man das in Las Vegas nennt weiß ich nicht. Mir wird allmählich bewusst was es heißt „Alles, was in Las Vegas passiert, bleibt in Las Vegas“. Die Casinos sind alle ohne Tageslicht und Uhrzeit. Niemand möchte, dass man geht. Die Getränke, die man beim Spielen kaufen kann sind erschwinglich, Zigaretten und Zigarren können bei umherlaufenden Damen auch einzeln gekauft werden . Der Großteil der Casinos besteht aus Spielautomaten. Riesige Spielautomaten und da sitzen sie davor, Stunden lang.  Und es gibt Tische für Black Jack, Roulette und andere Spiele, die ich auch nicht kenne. Wir spielen nicht. Aber eher, weil wir nicht wissen wie. Wir gehen in das Mirage, dort gibt es eine Beatles Show von Cirque de solei oder so ähnlich. Gibt ja tausend Shows in Las Vegas. Und Musicals. Alles voller Musicals. Ich hasse Musicals! Wir gehen in den Beatles Shop. Der ist nett. Man kann sich nicht vorstellen, was einem dieses Las Vegas abverlangt. Die Strecken sind unwahrscheinlich lang. Mann kann den Boulevard nicht einfach überqueren. Es gibt Brücken, die man nutzen muss. Rauf runter, rauf runter. Haben uns noch aus der Heimat Tipps bezüglich des Roulettespiels geholt (da war gerade morgens), haben es aber doch gelassen. Wir sind müde und gehen ins Bett. Es ist ganz leise im Hotel. Geht doch.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert