Von Las Vegas in das Tal des Todes

Ich wache zum zweiten Mal in Las Vegas auf, ohne Tiger oder Tätowierungen. Ole hat Kaffee geholt und wir resümieren, während wir langsam aber sicher unsere sieben Sachen packen. Zwei Nächte in Las Vegas sind für uns absolut ausreichend. Keine Ahnung, ob wir für diese Stadt zu langweilig sind oder ob diese Stadt einfach nicht zu uns passen will? Mir zu viel Schein als Sein. Unauthentisch, aufgesetzt, zu lasterhaft. Habe ich das gerade laut gesagt? Das typisch Amerikansche, Aufgesetzte scheint mir hier bis zur Perfektion übertrieben. Ich mag es lieber ruhiger. Vielleicht bekommt diese Stadt wann anders noch mal eine Chance von mir. Dann nehme ich mein Dorf und noch ein paar andere Leute mit- dann passt das schon. Das Auschecken geht gegenüber dem Einchecken so schnell wie sonst niergends. Zimmerkarten in einen Briefkasten stecken und fertich. Unsere Reise wird uns in das Death Valley führen, dass etwa drei Stunden entfernt weiter im Westen und teilweise schon wieder in Kalifornien liegt. Ich vermute, dass es an dieser Stelle unnötig ist zu erwähnen, dass es wieder ein mal karger und wärmer wird. Irgendwann fehlt Grün völlig im Bild. Nichts als Berge, Findlinge und Sand und Weite. Es sieht aus, wie auf einem anderen Planeten. Wir stellen uns vor, Werner Herzog will hier einen Film drehen, in dem die Schauspieler irgendwelche dicken Kostüme tragen sollen. Mit Fellen oder so. Teile von Spartacus, Starwars und The Doors und unzählige Filme, die ich nie gesehen habe, wurden hier gedreht.  Wir kommen an den tiefsten Punkt der Vereinigten Staaten mit 85,95 Metern unter dem Meeresspiegel. Die Berge um das Tal des Todes sind zum Teil über 3300 Meter hoch. Ein Nichts hier. Als wir uns aus dem Visitor Center eine Karte für das Nichts holen, zeigt das Thermometer 126 Grad Fahrenheit, also 52,2 Grad Celsius an. Es fühlt sich an wie in der Sauna. Pustet man sich auf die Haut, brennt es. Unvorstellbar. Ich habe so etwas noch nicht gespürt. Wir reden ja auch von einer Gegend, in der es halt auch mal so gut wie keinen Schatten gibt. Das Furnace Creek ist dagegen eine kleine Oase, auch wenn dafür sicher viel Aufwand betrieben werden muss. Wo in Las Vegas schon das Wasser immer knapper wird und der Wasserpegel der Trinkwasserspeicher der Stadt schon um 30 Meter abgesunken sind, fragt man sich schon, wie das hier funktioniert. Wasser? In der Wüste. Ich bin mir nicht sicher, ob es hier je regnet. Dennoch… die Anlage ist schön, es gibt einen kleinen Laden, ein Restaurant und das Gelände ist weitläufig. Wir beziehen ein Zimmer ebenerdig mit zwei gemütlichen Schaukelstühlen, auf die die Sonne scheint. Aus Versehen drauf gesetzt. Unvorstellbar sie zu benutzen. Wir fahren gleich los mit viel Wasser im Gepäck. Man kann nicht so viel trinken, wie man schwitzt. Aber komisch- ich vertrage die Hitze besser als diese Schwüle. In Las Vegas und hier natürlich auch, ist es so trocken wie sonst niergends. In Las Vegas haben sie Wasser durch Ventilatoren versprüht. Hat auch nix gebracht. Es gibt im Death Valley einen Ort, an dem außer Sand und Steinen nichts ist. Wie von Geisterhand bewegen sich dort große Steine und hinterlassen eine Spur. Irre. Da wollen wir eigentlich hin, aber es ist leider zu weit. Man hat herausgefunden, dass wenn es im Winter nachts friert, diese Steine auf dem hauchdünnen Eis rutschen. Manchmal sogar fünf Meter weit. So oder so ähnlich funktioniert das. Habe ich auch nicht ganz verstanden. Da ich das nicht sehen werde, habe ich mir eine Postkarte davon gekauft. Wir fahren zum Badwater Basin. Ein See, der mal groß und tief war und im Laufe der Zeit vertrocknet ist. Viele, viele Jahre lang. Er war sehr, sehr salzig und was übrig ist, ist eine riesige trockene Fäche aus Salz. Er heißt Badwater, weil alle, die wohl früher durch das Todestal gekommen sind und durstig waren, eine böse Überraschung erlebt haben. Ich sehe keine Tiere. Es steht geschrieben, dass man seinen Fuß nie an eine ungesehene Stelle setzen darf. Ja bin ich denn verrückt? Ich setze hier gar nichts hin. Klapperschlangen, riesige Spinnen und Skorpione sind hier unter jedem Stein. Autotür auch immer gleich schnell wieder zu machen, gell. Wir fahren weiter. Wir kommen auf einen Einbahnstraßenrundweg. Er führt durch sehr enge Schluchten und über Hügel. Er heißt Artist View, weil die Felsen von der Sonne beleuchtet unwahrscheinliche Farben zeigen. Jedes Rot, jedes Braun  und sogar Türkis. Der Kracher. Zurück gekommen geht Ole in den Pool. Wohl nicht die große Erfrischung, dafür schön. Ich schreibe Blog auf der Terrasse im Schaukelstuhl- Sonne is weg und dennoch läuft einfach nur der Schweiß. Ist wie Kur. Wir gehen in das Ranch Restaurant und essen Salat. Was soll man bei so einer Hitze auch schon essen? Als wir zu unserem Zimmer zurück gehen ist es so neun Uhr und auf dem Tennisplatz spielen sie Tennis. Ja sind die denn irre? Morgen kommt unsere wohl längste Etappe und wir hoffen mit unserem Sprit noch aus dem Todestal zu kommen. Hier kostet eine Gallone Sprit rund 2 Dollar mehr als überall anders. Sie nehmen es von den noch Lebendigen. Morgen also nach Yosemite National Park. Wie da wohl das Wetter ist? 

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