Vom Tal des Todes zum Yosemite National Park

Wir stehen zeitig auf. Heute erwartet uns die längste Etappe unserer Reise. Aus der Wüste zum Yosemite National Park sind es gute fünf bis sechs Stunden. Als Ole das Auto packt, wird er von einem Amerikaner angesprochen, wie ihm das Hotel gefallen habe. Er fand es wohl nicht so gut oder so und er wollte wissen, woher wir kommen. Er wusste zu berichten, dass die Amerikaner gerne nach Berlin fahren. Er fand es in Deutschland sehr befremdlich, dass er auf der Autobahn mit Lichthupe genötigt wurde die Spur zu wechseln um dann von jemandem mit 300 Meilen die Stunde überholt zu werden. Das verstehe ich! Also wenn hier eines entspannt ist, ist es das Autofahren. Ich habe nicht gesehen, dass man hier mehr als 75 Meilen die Stunde fahren darf. Dies wird auch tunlichst unterlassen. Sind so 120 km/h. Reicht. Wenn das hier reicht, dann reicht es überall. Unser Tank ist nicht voll. Das kann einem in dieser Gegend ein ungutes Gefühl verleihen. Man sieht Autowracks mit Skeletten vor seinem geistigen Auge. Wir sind nun schon unterwegs und begegnen Menschen, die aus der Richtung kommen, in die wir fahren. „Is there a Gasstation?“. Yes. Super, erst mal voll machen. Und dann fahren. Die Straßen gehen immer gerade aus, haben aber fürchterliche Auf’s und Ab’s. Normalerweise finde ich so etwas großartig und mache immer „Huiii“, aber heute wird mir davon wahnsinnig schlecht. Der Fahrer lacht sich kaputt. Landschaft verändert sich, wer hätte das gedacht. Wir fahren auf die Sierra Nevada zu von unten und fahren auf der rechten Seite an ihr entlang. Ungeheure Berge kommen da wieder auf uns zu und wir fahren durch Orte wie Independence und Bishop, wir essen eine Kleinigkeit. Ganz hübsche Orte. Wir hören Radio, Ole fährt. An dieser Stelle mag auffallen, dass Ole immer fährt. Er möchte das so. Ich habe im Grunde keinen Bock zu fahren, sitze auf dem Beifahrersitz rum, Füße hoch und habe den Job der Navigeuse. Passt! Es wird ganz grün und wir sehen vereinzelte Waldbrände. Wir sind nun eine große Strecke in Richtung Norden gefahren und müssen nun in den Westen um nach Yosemite zu kommen. Das geht nur über einen Pass. Dieser ist nur wenige Monate im Jahr befahrbar und offen, weil sonst Schnee. Manchmal ist er auch wegen Waldbränden geschlossen. Heute nicht. Er ist sehr kurvig, Serpentinen mit Kehren, dass es nur so eine Wonne ist. Und es geht hoch. Wir kommen an Bergseen vorbei, tief türkis und wunderschön. Berge spiegeln sich drin. Langsam kriege ich eine Macke. Mein Gehirn kann diesen Wechseln nicht immer ganz folgen. Um 6pm kommen wir an unserem Hotel an. Nicht die gewohnte amerikanische Gastlichkeit. Alles etwas lieblos, 24 Stunden Wifi 9,99 Dollar. Das hatte ich noch nicht, dass ich für Internetnutzung bezahlen musste. Es muss nicht immer das Toilettenpapier gefaltet sein, aber der Baum vor der Terrasse war so tot, dass ich mich an den Film Poltergeist erinnert gefühlt habe und der Garten war voller Müll. Ein Glas Nutella im Hotelladen für 12,95 + Tax ist schon krass. Nicht, dass ich eines kaufen wollte, aber es fiel mir förmlich ins Auge. Kaufen Toast. Reicht. Es gibt mehrere Pools aber alle irgendwie dreckig und ich entscheide mich, lieber mal in einen Bergsee zu hüpfen. Ole geht zum Laundryservice Wäsche waschen. Apu schreibt Blog. Später klingelt das Telefon. Schweigende Blicke treffen sich verwundert, Ole geht dran. Zwei Frauen sprechen miteinander auf spanisch. Nach kurzem Dialog legen sie auf. Stutzen, Kopfnicken, Auflegen. Die Klimaanlage macht mich rasend. Sie ist laut, entweder zu warm oder zu kalt. Ich stelle mir vor, es wäre ein Wasserfall und tue so, als ob ich schlafe. Morgen geht’s früh hoch und ab in den Yosemite National Park.

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