Von Page nach Bryce

Am heutigen Tage war ich ungewöhnlicher Weise mit einer gehörigen Portion Energie ausgestattet. Ich möchte nicht verschweigen, dass so eine Rundreise schon auch schlaucht. Der Energiehaushalt deckte sich nicht mit dem meines Mannes und so bummelte dieser noch ein bisschen, während ich mich in die Lobby setzte und Kaffee trank. Die geschmeidige Stunde war auch mal ganz schön. Diese Hotelübernachtung bescherte uns wieder so ein American Breakfast. Das hatte ich ja nun schon mal für mich als indiskutabel eingestuft, aber es gehört nun mal dazu. Die hatten eine Maschine, wo man oben Toastscheiben reinlegt und dann bewegen die sich da so durch und unten fallen die getoastet raus. Wie soll man so was beschreiben? Und eine Pancakemaschine hatten die auch. Da pusht man einen Button und dann kommen rechts unten zwei Pancakes raus. Die mit einem Haufen Sahne sind schon ein Genuss. Haben sich dann auch gleich geschmeidig um die Hüften gelegt (so wie alles hier grmpf). Der Frühstücksraum ist wieder in jeder Ecke voll mit Fernsehern. Ich setze mich schon immer so, dass ich das nicht sehe. Aber wenn alle so glotzen. Unwetter mit Sturm und Wasser und ach was weiß ich noch. In Florida. Ich bin natürlich (!) wieder beunruhigt. „Das is so, als wenn dir einer erzählt, dass es in Spanien Überschwemmungen gegeben hat“ sagt der Gatte. DAS beruhigt mich natürlich. Wir kommen wieder zu einem großen Moment unserer Reise. Zig mal von oben bei Google bestaunt, unzählige Bilder gesehen. Wir fahren zum Horseshoe Bend. Im Grunde eine Schleife des Colorado Rivers. In der Fachsprache auch Mäander genannt (mir zum Erklären zu kompliziert, bitte selber Wikipedia bemühen bei Interesse). Man muss auf einem Parkplatz etwa einen Kilometer weit parken und dort hin gehen. Eine Rangerin lässt dich ohne Wasser nicht los. Es hat einen Anstieg und es ist brütend heiß. Man glaubt es nicht, aber man benötigt Tatsache einen Liter für hin und zurück. Und dann steht man an der Kante und sieht in den 300 Meter tiefen Abgrund und es ist das Schönste, was ich auf dieser Reise gesehen habe. Ich glaube auch nicht, dass das noch zu toppen ist. Der Fluss fließt ruhig in einem wunderschönen Türkis vor sich hin. Tief unten. Man kann winzige Bötchen sehen. Es ist unbeschreiblich erhaben. Ich will nicht gehen, aber es ist heiß und zurück muss man ja auch wieder. Wir sehen zwei mal Menschen, die andere tragen. Einer sein bewusstlos gewordenes Mädchen- ja man muss sich gut kümmern. So ohne Mütze, nicht gut. Und einen tollen Bruder, der sein kleines und etwas angemopstes Schwesterchen auf den Schultern trägt- ein Held. Nicht nur an diesem Ort fällt mir auf, dass es unterschiedliche wohl irgendwie länderspezifische Eigenschaften von Menschen gibt. Sicher spielen Vorurteile auch eine Rolle, aber manche Klischees hauen auch voll hin. Ich beobachte, dass Deutsche häufig einen eher gnatschigen Gesichtsausdruck haben. Um dem entgegen zu wirken, lächle ich jetzt öfter. Und andere sind zum Beispiel immer laut. Meine Güte. An so heiligen Orten sind die ja so laut. Wir fahren nach Kanab. Wieder so etwas, auf dass ich mich schon so gefreut habe. Viel weiter unten habe ich schon von einem Cowboyladen berichtet und den wollten wir nun suchen. So eine Art Antiqutätenladen für Cowboyartikel. Äh, der Laden ist hier nicht habe ich nachkurzer Recherche rausgefunden 🙂 Ganz anderer Ort haha. Das macht aber nichts, weil wir einen anderen ganz tollen Laden gefunden haben. Der hatte so einen Schießstand, im Westernsaloon Style, wo man mit einem Gewehr auf Scheiben schießt und dann miaut die Katze oder die Vase fällt um oder die Kuckucksuhr macht Kuckuck. Was für ein Spaß. Immer wenn Ole auf etwas schießt kommt Wasser raus und immer in mein Gesicht. In dem Laden gab es auch zahlreiche ausgestopfte Tiere, auch einen Eisbären. Hm. Der Laden hat einen Garten mit einer Westernkulisse. Ein Traum. Wir essen einen Hotdog in dem dazugehörigen Lokal und wären dort gerne versackt. Für zwei Tage. Der Cowboyladen ist in Panguitch. Ob ich Ole überredet bekomme dahin zu fahren? Wir fahren nach Bryce. Wieder eine Fahrt durch eine Landschaft, die durch Berge und Schluchten führt. Es wird nie langweilig. Wir haben noch ein bisschen Zeit. Das Ruby’s Inn ist eine riesige Hotelanlage, die eigentlich eine eigene kleine Stadt ist. Alles auf Ranch getrimmt. Wir haben wieder ein Zimmer mit Auto vor der Tür. Um 7pm ist Rodeo. Wieder so ein Highlight. Ole bügelt sich ein Hemd mit den Worten „Ich habe noch nie außerhalb Europas gebügelt“. Ja diese Reise bietet viel Neues. Also Hut auf, Hemd an und los. An diesem Punkt der Geschichte muss ich schon aufpassen, dass ich den Cowboyhut abnehme, wenn ich ins Bett gehe. Der sitzt wie eine eins. Das Rodeo ist ein nettes Spektakel mit Cowboys und Pferden und Rindern. Kinder dürfen auch mitmachen und auf Schafen Rodeo machen. Der Stadionsprecher fragt in die Runde, wer denn aus welchem Land kommt. Wer sich angesprochen fühlt ruft so etwas wie Yeah oder so. Ole will, als Germany aufgezählt wird ein buh gehört haben. Ich sage, die mein juhu. Egal. Als nach den American gefragt wird, ruft nur die Familie vor uns yeah und der Mann sagt „We are a Minority?“, und lacht. Ole sagt lachend „You’re welcome“ Der Mann lacht sich kaputt. Ich bin im Nachhinein etwas gespalten was die Rodeosache angeht. Ich empfinde den Umgang mit den Tieren aus tierschutzrelevanten Gründen fragwürdig. Aber dennoch ein interessantes Erlebnis. Wir bummeln noch ein bisschen und dann ab ins Bett. 

Ein Einschub

Werte Leserin, werter Leser,

unterschiedliche Gründe haben zu Verzögerungen im Schreibeablauf geführt. Ich kann hier schon mal vorweg nehmen, dass es Orte auf dieser Welt gibt, die weder über ein Telefonnetz, Wifi, Kabelfernsehen oder sonstiges verfügen und es dort Leute gibt, die dies auch nicht wollen oder forcieren dies zu bekommen. An so einen Ort sind wir geraten. „We have no Wifi, no Telefon und no TV“ oder so ähnliche Worte drangen an mein Ohr. Ich habe diese weltlichen Dinge gegen etwas sehr Schönes und Besonderes eingetauscht und es hat mir im Grunde nicht geschadet. Nein, ich gehe sogar soweit, dass es mir gut bekommen ist. Man glaubt ja nicht, wie wertlos ein Smartphone ohne Netz ist.

Von Bluff nach Page

Aufstehen um 6 am. Ja das ist früh. Vacation is kein Zuckerschlecken. Ich will mir die Haare fönen und mir fliegt der Fön um die Ohren. Also er raucht schwarz und macht einen Höllenlärm und stinkt. Ich bleibe unfrisiert, es gibt keinen Ersatz. Das Hotel ist wunderschön. Ich gucke mir den Sonnenaufgang an, während ich mir die Zähne putze. 280 Meter vom Hotel entfernt ist ein Cache, den habe ich mir vorgenommen. Ich bitte den Ole wenn er fertig ist mich irgendwo auf dem Highway aufzulesen und gehe los. Mit nassen Haaren. Cache schnell gefunden und so gehe ich los. Immer geradeaus, Sonne im Rücken. Das ist der Kracher. Links und rechts Berge und die Straße schnurgerade. Ich sehe zwei Hunde, die in der Prärie jagen. Die haben es gut. Ob der Ole noch kommt? Jawohl. Es ist eine Stunde Fahrt bis zum Monument Valley. Wir checken kurz ein und nehmen eins der schlechtesten Frühstücke ever zu uns. Wir sitzen im Auto kauend und da sehe ich ihn- einen Wegekuckuck. Mir fällt alles aus Mund und Hand und ich fummele nach dem Fotoapparat. Er hüpft weg und ich erwische ihn nur knapp von hinten. Es ist zum Verzweifeln.  Als wir zu dem Jeep kommen, sind wir die Letzten. Das Ding ist voll. Man stelle sich einen Jeep vor und hinten oben drauf ist ein Teil, überdacht und mit Bänken drauf. Sechzehn Leute haben darauf Platz. Eng, warm kuschelig. Ole und ich können nicht zusammen sitzen. Ich sitze neben einem Kind. Mehr Platz für mich und Woody muss ja auch noch sitzen. Als ich den Jeep sehe, tut mir schon der Popo weh. 3,5 Stunden, das kann ja heiter werden. Wir klemmen uns also in das Vehicle, in das man von hinten über ein Treppchen einsteigt und die Fahrerin stellt sich vor. Eine ältere Indianerin. Es geht los. Sie hat ein Mikrophon und sie wird 3,5 Stunden im Grunde ununterbrochen reden. Sie erzählt über das was man sieht, über die Menschen, die im Monument Yalley leben nämlich 2000 Navajos und sie erzählt vom Leben der Indianer, ihrer Geschichte, den Sitten und Gebräuchen und der Kultur. Alles total spannend und beeindruckend. Es hat in den letzten Tagen stark geregnet. Das beschert uns ein ganz seltenes Ereignis. Die Wüste ist frisch grün. Unsere Fahrerin sagt, sie habe es so grün noch nie gesehen. Es ist wunderschön, der rote Sand, die ungeheuren Felsformationen und das Grün. Ich dachte nicht, dass ich es mal sagen würde- schön, dass es geregnet hat. Wir machen sicher fünf bis sechs Mal Halt. Mein Popo dankt es ihr. Wir können umherlaufen und Bilder machen. Tolle Aussichtspunkte oder eine Höhle. Als wir in einer großen Höhle sind, in der oben drin ein riesiges Loch nach draußen ist und wir an Felsen gelehnt halb liegend nach oben schauen, singt sie ein Lied in ihrer Sprache über einen Hund, der mit dem Schwanz wedelt. Ganz toll. In den gewaltigen Felsen kann man auch viele Motive sehen. Ein schlafender Drache, eine Frau mit langen Haaren und Indianer mit großen Nasen. Leider habe ich nicht groß Tiere gesehen, nur so kleine süße Hamsterdinger mit buschigen Schwänzchen, die in den Büschen gesessen haben und eine Eidechse. Keinen Roadrunner und keinen Kojoten, keine Schlange, keine Spinne. Aber es soll das alles geben. Die Fahrerin sagte am Anfang, dass 3,5 Stunden eigentlich nicht ausreichen, was mir ein müdes Lächeln abgerungen hatte, aber sie hatte recht. Ich hätte noch weiter fahren können. Die Krone wäre nur das Reiten gewesen. Freundlicherweise mimt ein Indianer auf einem Felsen, der für alle Cowboyfilme herhalten muss den John Wyne für Arme, den man dann fotografieren kann. Toll! Habe ich gemacht. Natürlich. Als die Tour zu ende ist, schlägt die Uhr Highnoon. Für’s erste haben wir in Utah keine Aufträge mehr und wir fahren nach Page, Arizona. Heißt um 3pm im Hotel sein und mal nix machen. Als wir ankommen sitzen 1000 Leute in der Lobby rum- die Zimmer sind nicht fertig. Die unfreundliche und genervte Lobbyfrau macht komische Vorschläge, womit die Zeit rumgebracht werden könnte- wir gehen Abendbrot und ein Sixpack Oktoberfestbier shoppen bei Safeway. Danach beziehen wir das Zimmer, Ole geht in den Pool zum Kicker lesen, der mir zu dreckig und zu voll war. Ich bin doch so pingelich mit so was. Schreibe Blog, trinke Kaffee und mache dann einen 48 Meter vom Hotel entfernten Cache. Ich freue mich, denn da ist eine kleine Spielzeugschlange drin. Ich tausche sie gegen einen Marilyn Manson Button. Ist ja schließlich Arizona. Ich stoße im Netz auf die Nachricht, dass irgendein Sicherheitsdödel der US amerikanischen Umweltschutzbehörde einen Fehler an einem Staudamm einer Goldmine in Denver gemacht hat und aus diesem Grund 11 Millionen Liter stark mit Giften verseuchtes Wasser in den Animas River in Colorado geflossen sind. Dieser färbte sich sofort senffarben und alle Trinwasserpumpen wurden abgestellt. Nun fließen Kadmium, Blei, Aluminium, Kupfer und Arsen durch New Mexico, Suan Juan, in Richtung Colorado River und den Lake Powell (den wir von unserem Hotelzimmer aus sehen können). Entlang dieser Flüsse betreiben meist Indianer Landwirtschaft, die mit dem so verseuchten Wasser ihre Felder nicht wässern können. Und schlimmer noch- der Dreck fließt nun in die Trinkwasserspeicher für Städte wie Las Vegas und Los Angeles. Es wird zur Zeit geprüft, wie schlimm diese Katastrophe wirklich ist. Verrückt, dass eine so große, rauhe und im Grunde harte Region so verletzlich ist.

Grand Canyon

  
Auf einem Stein sitzend den Ausblick genießen. 

  
Unten fließt braun von den Regenfällen der Colorado River.

  
Ähm. 

  
Es ist als Cowboy oder was auch immer nicht gut einfach so in der Gegend rumzureiten. Schon gar nicht im Dunkeln. Überall kann man in einen Canyon fallen. 

Tusayan- Der GRAND  Canyon

Ich werde wach und wundere mich über das Geräusch. Es regnet. Ich kriege einen alles vernichtenden Hals. Es kann doch nicht angehen! Wir sind in Tusayan, einem gemachten Ort für Turisten und Turistinnen. Der Weg zum Eingang des Grand Canyon N.P. ist 4,4 Meilen entfernt. Wir wollen früh los. Ich stehe mit dem Atoschlüssel vor dem Wagen und drücke auf den „Aufknopf“. Nix. Ich kriege das Auto nicht auf. Keine einzige Tür. Ich hole den Mann. „Ole, das Auto geht nicht auf“. „Du musst am Griff ziehen“. Ach was. Ich ziehe die ganze Zeit am Griff. Er lacht sich tot. Ich stehe am falschen Wagen. Genau der Gleiche steht direkt neben unserem. Sehr witzig Herr Märtins. Wir fahren zunächst in den Park hinein (und wieder danke an Familie M.). Der Regen hört nicht auf und das zieht meine Laune arg in Mitleidenschaft. Ich habe keine Regenkleidung. Wir kaufen für 17 Dollar G.C. Regenponchos in blau. Das Prinzip im G.C. ist so, dass es in der Sommerzeit nicht möglich ist mit dem eigenen Wagen durch den Park zu fahren. Einfach zu viel Andrang. Man fährt mit Bussen. Diese haben Haltestellen und man kann ein-und Aussteigen wie mann will. Wir kaufen erst mal Kaffee. Der Park ist um diese Zeit noch nicht so voll. Eigentlich ist es überhaupt nicht voll. Gegen 11 Uhr kommen wohl die Busse aus Las Vegas und so, dann soll es voller werden. Nun ist es aber erst 9. Wir entscheiden uns zunächste ein Stück zu gehen. Direkt an der Canyonkante entlangführt führt über die gesamte Strecke ein Weg. Wir sehen zum ersten mal den Canyon. Es ist im Grunde unmöglich das zu beschreiben. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Fotos können es nicht abbilden, weil 2D einfach nicht dafür taugt. Es hat zu regnen aufgehört. Mir ist nach weinen zu mute- vor Glück. Wir gehen ein paar Kilometer am Rande. Direkt runter schauen ist anfangs schwierig. Es ist überwältigend. Wir fahren ein Stück mit dem Bus. Der Weg schlängelt sich an der Kante entlang und der Blickwinkel verändert sich immer zu. Es geschieht ein Wunder. Die Sonne kommt raus. Die graue Masse der Gesteine explodiert förmlich in zich Farben. Wir drapieren uns an die Kante eines Steins. Man kann sogar mal einen Moment mit sich unter dieser Umgebung alleine sein. Wir begegnen einem Amerikaner mit seiner Frau und seinem Hund. Er lässt uns wissen: „We are American and this is ours. You’re welcome“. Danke. Ach ja und im übrigen habt ihr Amerikaner den Ureinwohnern dieses Land weggenommen. Egal. Seine Gattin beschwichtigte dann noch mit den Worten: „You have the Alps“. Ja das ist richtig. Wir sind vier Stunden durch den Grand Canyon gelaufen und dann ist es auch fertig. Mehr geht nicht. Wir fahren mit dem Bus zurück zum Auto. Unser Weg führt uns noch an einen besonders schönen Aussichtspunkt, den Desert View. Es geht weiter in den Norden Richtung Utah. In Tuba City lernen wir von einem Indianer, das „Hallo“ in seiner Sprache „Jate“ heißt (wie auch immer das geschrieben wird). Wir wollen nach Bluff. Ein Ort mit 322 Seelen. Wichtig zu wissen, in Utah werden die Uhren wieder umgestellt. Mein Mobilphone tut dies von allein. Das ist gut. Es wird uns eine Stunde geklaut, dafür können wir den Sonnenuntergang sehen. Die Landschaft hat sich von Tusayan bis nach Bluff mehrfach gewandelt. Nicht zu fassen, was da alles an Brocken und Felsen und Steinen aus dem Boden ragt. Wir sind in der Gegend des Monument Valley. Auch hier hatte es in den letzten Tagen wohl stark geregnet. Das passiert hier auch nur so 2 mal im Jahr. Vorteil- es grünt. Nachtei- es hat Mücken! Das Hotel ist ein Traum, das Desert In. Wir gehen in das Restaurant und essen lecker zu Abend. Das war auch nötig- so viel Natur macht hungrig. Utah- im Restaurant kein Bier.

Kingman am Fuße der Route 66

Wir sind früh hoch. Das Quality Inn inKingman wirbt mit warmem Frühstück. Ich habe Angst davor. Als ich meinen Koffer in das Auto wuchte, werde ich von einem riesigen Käfer angegriffen. Er hatte sich im Auto versteckt und auf mich gewartet. Als ich in meiner Panik schreie und den Rest der vielleicht noch Schalfenden wach hatte, habe ich das Vieh grinsen sehen. Mein todesmutiger Mann hat den Käfer dann gebeten unser Auto zu verlassen. Die beiden kamen besser zurecht. Das Frühstück war wie zu erwarten eher etwas für Ole denn für mich. Das mag den einen oder die andere wundern, denn ich bin ja schon eine Freundin des deftigen Essens, aber das geht irgendwie nicht. So eine Art Nürnberger Bratwürstchen, doch der Geschmack… Und dann wieder so Rührei und Kartoffeln wie Puffer aus der Friteuse. Ich essen mal einen Toast. Der Kaffee ist ein Schlage ins Gesicht so wie früher in der Onko-Werbung. Ich bekomme einen von weiter unten und da schwimmen die schwarzen Ablagerungen aus der Kanne drinnen rum. Ab ins Auto. Die Reise geht nach Tusayan, Richtung Grand Canyon. Ole möchte gerne einen Abstecher in die Geisterstadt Chloride machen. Sie ist nicht wirklich eine Geisterstadt. Ein paar Leute wohnen da. Freeks und Alte und welche, die es ruhig haben wollen nehme ich an. Es ist ganz bezaubernd. Es gibt alte verlassene Häuser, einen Shop, und das alte Gefängnis. Viele alte Dinge, die an das Leben vor hundert Jahren erinnern, wurden liebevoll in der Gegend drapiert. Die Leute die da wohnen haben ihre Häuser und Gärten mit Installationen vollgeballert. Schwer zu erklären, aber schön. Das Wetter ist Bombe, rundherum Berge,  wir sehen uns alles an, gehen in das Visitor Center und ich kaufe einen Magneten. Hinter besagtem Gebirge kommt etwas dunkeles. Ole fragt was das ist. Ich will es nicht wissen. Wir verlassen Chloride, nachdem Ole versucht hatte Münzen in einen Turm zu werfen, in dem eine Glocke hing, die man mit der Münze treffen sollte. Nicht so einfach. Wir fahren zurück. Der Ausflug hat sich voll gelohnt. Wie es der Zufall will, liegt auf dem Rückweg (also fast) ein großer Laden- Boot Barn. Es ist ein Western Stiefel- und Klamottengeschäft. Soll ich heute Glück haben? Ich habe ja einen kleinen Kopf und deshalb auch immer Schwierigkeiten mit Kopfbedeckungen. Meine Cappy ist für Kids. Die Damen Cowgirlhüte sind mir alle zu groß. Wie gut, dass Boot Barn auch eine große Abteilung für Kinder hat. Ich finde ihn- DEN Hut für meinen Kopf. Ich bin glücklich. Dann noch ein paar andere Kleinigkeiten und fertig ist das Cowgirl. Endlich und keine Sekunde zu früh. Ich lasse alles gleich an und wir fahren auf die Route 66. Der historische Teil führt von Kingman über Hackberry nach Seligman. Auf diesen Teil der Reise habe ich mich im Vorfeld besonders gefreut. Der erste Stopp in Hackberry  ist ein bisschen ernüchternd. Es stehen dort neben dem Store und der alten, ehemaligen Tankstelle viele alte Autos. Früher so richtige Traumwagen, aber heute als solche kaum mehr zu erkennen. Ich habe den Eidruck, als wären die Zeiten, als man diese Schätzchen mal als Relikte dorthin gestellt hat auch schon lange vorbei. Innen ist alles von Ratten zerfetzt und zerrissen und alles ist mit Rattendreck über voll. Es ist alles einfach nur vergammelt und taugt eigentlich als Deko nicht mehr viel. Schade. Es fängt an zu regenen. Auch schade. Es fängt an zu schütten. Wer mich kennt, weiß, dass es nur wenig Dinge gibt, die ich wirklich schlimm finde. Ganz oben auf der Liste steht Regen im Urlaub. Wir fahren weiter, nachdem ich in dem Laden meinen Dollar an die Wand gehängt habe, den ich vor weit über 20 Jahren mal von meiner Freundin Britta Oppermann geschenkt bekommen habe. Ich hatte mir immer gesagt, wenn ich je nach Amerikanien komme, ist er der erste Dollar den ich ausgebe. Ich wusste bis dahin nicht wofür, da hängt er nun gut. Ich bin zufrieden (vom Regen abgesehen). Wir fahren weiter auf der Route 66, es fängt an zu gewittern, man kann kaum fahren. Katastropale so ein Arizona Gewitter. Was will man machen? In Seligman angekommen gehen wir erst mal in einen Diner. Eigentlich in den Diner- das Roadkill Cafe. Krasser Laden. Krasse Ausstattung mit Elchköpfen und Bisons und einem Diorama mit ausgestopften Wölfen und so. Erst mal essen. Es hört auf zu regnen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich allerdings schon auf zahlreiche Motive zum Fotografieren verzichten müssen. Is so. Ole und ich hatten eine Sendung im Fernsehen gesehen. Irgandwas mit den schönsten Straßen Amerikas. Da wurde auch über Lilo berichtet, die in Seligman ein Cafe betreibt und in den 60er oder 70er Jahren wegen der Liebe aus Wiesbaden hier her kam. Mal mit jemadem deutsch reden. Ich frage, wie oft es hier regnet, sie sagt „Zwei drei mal im Jahr“. Ich schweige. Ihre Erinnerung an Deutschland sei auch immer mit Regen, meine an sie jetzt auch. Sie verabschiedet uns mit den Worten: „Grüßt mir Deutschland“, wir werden es beherzigen. Draußen is es kalt. Wir fahren also weiter und kommen auf unserem Weg noch durch ein wirklich schönes Örtchen- Williams. Es hat natürlich auch die legendäre Straße als Thema, aber irgendwie ist es hier weniger depremierend. Die Route 66 ist im Grunde ein Relikt. Es mufft und gammelt an allen Ecken und der Verfall hat an manchen Stellen schon vor einiger Zeit begonnen. Wer sich das noch mal ansehen möchte, sollte das sehr bald tun. Wir kaufen noch etwas ein und fahren nach Tusayan. Auto direkt vor der Tür wieder. Ich gehe in das Zimmer, ganz wundervoll und frage mich, wo wohl die Tür hinführt auf der anderen Seite des Zimmers. Ich mache sie auf und stehe in einer Art Paradies. Leise Musik, gedämpftes Licht, eine Lagune mit Pool und alles überdacht. Das ist auch gut, denn draußen is kalt und es regnet. Wir tun die Dinge, die wir so tun müssen, Ole geht in den Pool, ich schreibe Blog. Danach wollen wir in der Lagune noch einen Cocktail haben- Bar wird gerade geschlossen. Ich gehe ins Bett.

Halbzeit- Von Palm Springs nach Kingman, Arizona

Am heutigen Montag bin ich zeitig hoch. Hätte eh nicht lange pennen können, da um 8 Uhr in der Frühe am Pool diese mistige Bumsmusik anfing und die hätte mich beim ersten Takt aus dem Selben gebracht. Nach dem Erwachen viel mir auch gleich die Sache mit dem Auto wieder ein. Mist auch! Ole macht das mit dem Telefonieren, das ist für alle Beteiligten das Beste. Wir haben von der Autovermietung einen Zettel, auf dem alle Alamo Stationen drauf stehen. Palm Springs ist auch dabei. Spannnd nur, dass alle die selbe Telefonnummer haben. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft sie den Ole verbunden haben und er die Geschichte mit dem Reifen erzählt hat. Oft! Vier fünf mal. Es war in ganz Palm Springs kein Reifenfuzzi aufzutreiben, der einen passenden Reifen gehabt hätte und so hieß es- Auto tauschen. Wie gewonnen so zerronnen dachte ich bei mir und war schon auch etwas traurig, denn ich war mir sicher, dass wir einen solchen Wagen nicht wieder bekommen. Aber ohne Ersatzreifen durch die verlassensten Gegenden der Staaten zu gondeln war auch keine Alternative. Wir fahren zum Flughafen von P.S. zur Alamo Autovermietung. Wir fahren durch diese abgefahrene Stadt. Ein Rentnerparadies, viele Ärzte und Zahnärzte und Schönheitschirurgen. Wer es ruhig und schön haben will, zieht nach Palm Springs. Oder wer wilde Poolpartys will, grmpf. Wie der Name schon verrät, hat es hier eine Menge Palmen und maximal dreistöckige Häuser. Sehr gepflegt, aufgeräumt, sauber und in jedem Auto sitzt ein Rentner. Liebe P.G.S., wir kommen ganz neu über Pflegeimmobilien ins Gespräch- für Palm Springs. Ist zwar etwas teurer, dafür ist man unter sich. Wir kommen auf diesen süßen kleinen Flughafen und es stehen wirklich nicht viele Wagen auf dem Platz von Alamo. Der Tausch funktioniert absolut problemlos. Wir fahren jetzt einen Ford Escape. Schwarz. Wir packen die Klamotten um in Wehmut. Ich zumindest. In den nächsten zehn Minuten soll sich herausstellen, dass der Tausch ein Volltreffer war, die Wehmut ist wech. Der Ford verfügt über ein Satellitenradio. Kein Rauschen, keine Werbung und Radiosender vom aller Feinsten.Viel Country für die Roads. Genau das Richtige für uns. Am Besten ist Willie’s Roadhouse. Nach der Autokiste sollte es nach Kingman, Arizona gehen. Ich hatte immer noch keinen passenden Hut gefunden. Wilder Westen ohne Cowboyhut? Unmöglich! Wir fahren zum Pony Express, einem Western Fashion Shop. Auf dem Weg musste Kaffee her (der im Hotel zum Aufbrühen ist in-dis-ku-ta-bel, darüber allein könnte man schon einen Blog füllen). Bei Taco Bell war der Strom ausgefallen, wir bekamen lauwarmen geschenkt. Besser als kein Kaffee. Der Pony Express wurde von einem bezaubernden älteren Herren betrieben. Auch seine Vorfahren kommen aus Deutschland, Köln und Dresden. Oma hieß Hilde, Opa Günther. Ole kauft sich einen schönen Hut, ein T-Shirt und eine Minimundharmonika für die Wüste. Ich- kaufe nichts. Es ist wohl noch nicht so weit. Auf dem Weg nach Kingman liegt der Joshua Tree Nationalpark, der erste auf unserer Route. Eine wüstenähnliche Landschaft mit Palmen, die von den Mormonen einst Joshua Trees genannt wurden und Steinformationen, bei denen man sich fragt, wer die so drapiert hat. Man lässt uns am Eingang mit der von Familie M. im letzten Jahr gekauften Karte anstandslos passieren. Noch mal herzlichen Dank dafür. Sie ist noch diesen Monat gültig. Spannend ist ein View Point, der eine Sicht auf die San Andreas Verwerfung zeigt. Hier treffen also die Platten zusammen, die immer die Beben machen. Tiere habe ich leider außer Ameisen und einem dicken, könnte ein Hamster gewesen sein, nichts. Uns sind trotz Hochsaison nur eine Hand voll People in diesem Park begegnet. Es verläuft und fährt sich irgendwie alles in diesem riesigen Land. Klima heiß, trocken und irgendwie angenehmer Wind. Haben uns dann noch Felsen angeguckt, die wie ein Totenkopf aussehen, deshalb Scull Rock. Mit Phantasie zu erkennen. Nach dem Park Umweg zu einem weiteren Western Fashion Laden. Nix gefunden. Faxen dicke. Gibt keinen Hut basta. Jetzt fangen diese geraden und schier endlosen Highways an. Rechts und links riesige Gebirgsketten und dazwischen Wüste. Ich sehe etwas in der Ferne und denke erst, da fährt ein Auto oder da reitet einer. Es sind kleine Windhosen, die auf dem Wüstensand tanzen. Ganz hübsch anzusehen. Hauptsache, die bleiben so. Eigentlich wollten wir über Oatman nach Kingman fahren. Ist wohl eine kleine Stadt, ganz nett. Die machen da mittags Highnoon mit Schießen mit Cowboys auf der Straße. War ja aber schon später und die Autotauschgeschichte hat uns zwei Stunden des Tages geraubt- Oatman fällt aus. Der Hunger leider nicht. Wollten in Needles etwas essen, aber das war ein ganz schlimmer Ort, nichts wie weg. Als wir in Kingman ankommen, ist es bereits dunkel. Das heißt nicht, dass es spät war, aber um acht ist hier sense. Haben uns einen Diner gesucht, „Mr T’z“ absolute Granate. Es gab Burger aber leider kein Bier dazu. In Arizona kann man nicht in jedem Lokal Alkohol bekommen. Macht ja nichts, trinke ich eben eine Cola diet (in einem ein Liter Becher- warum ist hier alles immer so groß). Hatte auch versehentlich eine „light“ bestellt, aber so etwas gib’s hier nich. Der Gatte bestellt sich ein so genanntes als auch Root Beer. Etwas so ekelhaftes habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht getrunken. Schmeckt wie etwas Schlimmes (Hustensaft oder so) und dann schwimmt da noch eine Kugel Vanilleeis drin. Wir verlassen diesen wunderschönen Diner und fahren noch zwei Meilen zum Hotel. Der neuste Running-Gag „Da soll ja heute eine Poolparty sein“. Es ist keine und es entpuppt sich eher als eine Art Motel, Auto direkt vor der Tür. Das kommt mir sehr entgegen. Einfach, schlicht aber sauber und in unserem Zimmer übernachtete einst im Jahre 1993 Gene Hackman. Steht zumindest dran. Die Hotelbewertungen im Internet waren sehr verhalten und sagten immer so etwas wie „Bedbugs“. Ich will davon nichts wissen. Es ist sehr warm und wir haben eins von wenigen Malen nur ein Bett. Mal sehen wie die Nacht wird.