Über Einreisen und Krankheiten

Heute habe ich mich getraut! Die Electronic System for Travel Authorization, kurz ESTA hat von mir das Gesuch erhalten in die USA einreisen zu dürfen. Ein etwas längeres Prozedere mit Tücken. Man verzichte auf Umlaute und Scherze. Interessant ist, dass die Namen der Eltern angegeben werden müssen. Laut Reiseverkerhrskauffrau eine Frage, die insbesondere Reisende um die 80 in Verwirrung stürzt. Ich musste in der Tat über die Formulierung der „Nationalen Identifikationsnummer“ nachgrübeln. In der Erklärung stand dann auch nicht einfach „Wie ist denn die Nummer ihres Personalausweises?“, aber die habe ich da einfach mal eingegeben. Der letzte Teil wird wieder spannender. Kennen Sie jemanden, der jemanden kennt, der jemals oder ehemals unter der Krankheit „Weicher Schanker“ gelitten hat? Ich auch nicht und so musste ich mich zunächst informieren, um welches Krankheitsbild es sich denn bei so einem innervierenden Namen wohl handelt. Bei den dort aufgeführten sonstigen Krankheiten hatte ich zumindest ein Bild- Gonorrhoe, Lepra, Syphilis, Tuberkulose. Einzig der „Weiche Schanker“ bedurfte der Recherche. Wikipedia gibt Auskunft. Aber Vorsicht! Das ist nichts für schwache Nerven!
Und nachdem ich auch beteuert hatte, dass ich nichts kaputt mache, niemanden je betrog oder betrügen möchte, schädigte, schädige oder zu schädigen gedenke und dann noch die 14$ für das Beantragen per Kreditkarte gezahlt hatte war sie da, die…

Genehmigung der Einreise.

Noch 65 Tage

So. Countdown App sagt 65 Tage. Mit den Vorbereitungen geht es gut voran. Ich döse gerade noch mit dem Teckel im Bette rum und habe die Eingebung mal wieder bei Amazon nach meinem benötigten Objektiv für die Kamera zu sehen. Schnapper! Vitrinenstück zu einem guten Preis. Gestern war ich bei Hugendubel und stand vor den Büchern der Reiseabteilung- kein Buch gekauft. Auch ein gutes Zeichen. Bei der Abstecherrecherche bin ich auf etwas gestoßen, was mich in pures Entzücken versetzt hat (die mich kennen wissen in etwa wie das ausgesehen hat). Auf dem Weg von Page nach Bryce geht’s durch Kanab in Utah. Dank google fand ich das! Wie wundervoll.
Es gibt auch Dinge, die im Vorfeld einer solchen Reise spürbar sind. Da den gesamten Monat niemand da ist der sich täglich um die Pflanzen im Garten kümmern wird, ist die Terrasse etwas schmucklos an Blumen. Ist nicht so schlimm. In der Wüste gibt es gar kein grün. Und noch eine Nachricht der letzten Tage hat mein Gemüt erhellt. Die Lufthansa hat angekündigt bis Ende Juli nicht mehr streiken zu wollen. Na dann hoffen wir mal, dass sich dieses Vorhaben über unseren Reisetermin rettet.

Vorvorletzte Vorbereitung o.ä.

Es ist ja nicht zum Aushalten. Die Countdown App sagt noch 81 mal schlafen. Das kriege ich hin. Ich schlafe ohne hin ganz gerne. Hab da noch mal zwei Bücher gekauft. Die sind richtig gut. Wer einmal plant eine Reise in den Südwesten zu machen, dem kann ich gute Literatur empfehlen. Und voll tolle Apps für’s Mobiltelefon. Was mich überaus glücklich macht… ich habe die Schuhfrage geklärt. Der Tipp meiner lieben Nachbarin hat voll ins schwarze getroffen. Tulluride von Ariat- ja so heißt der Schuh. Wasserdicht, aus Leder, atmungsaktiv und wunderschön. Aus dem Reiterinnenbedarf. Und er ist so bequem, dass ich ihn habe nicht mal einlaufen müssen. Dieses paar Schuhe wird bald viel erleben und etliche Kilometer abreißen. Ich weiß nicht, was den Schuh zum Reiten predestiniert, aber ich werde es heraus finden. In unterschiedlichen Büchern habe ich gelesen, dass wer den Wilden Westen nicht beritten hat, den Wilden Westen im Grunde nicht gänzlich erschlossen hat. Das glaube ich auch und aus diesem Grunde habe ich dem Gatten das Versprechen abgerungen einen Gaul von den Indianern zu borgen und in die Prärie zu reiten wie Lucky Luke. Ganz wichtig, steht auf der Agenda gleich oben neben „Besuch des Lokals „Fette Sau“ in New York.  Bleibt auf der Liste noch das Objektiv für die Kamera und Kleinigkeiten. In den nächsten Tagen werden wir uns denn auch mit diesem Einreiseformular beschäftigen. Hab da schon mal reingeschaut. „Haben Sie geplant sich an terroristischen Aktivitäten, Spionage, Sabotage oder Völkermord zu beteiligen bzw. haben Sie sich jemals daran beteiligt?“ Diese Frage soll in dem Formular mit ja oder nein angekreuzt werden. „Mein Name ist Lohse, ich kaufe hier ein.“ Verrückt. Nein also ich bin äh „I’m on vacation“.

Lektüre, Routen, Sehenswertes

Es ist unwahrscheinlich, was wir in der Zwischenzeit an Literatur angesammelt haben. Marco Polo Städte(ver)führer und dicke Wälzer über den Westen der USA und Bücher über Routen von A nach B und Bücher über Nationalparks und Karten und und und. 5035 Gramm Papier sind da mit der Weile zusammen gekommen. Damit ist schon mal klar, dass nicht jedes Buch den Weg in unser Gepäck finden wird. Das Wichtigste abfotografieren und gut. Daten wiegen ja nichts. Das finde ich wirklich erstaunlich. Die wiegen ja nichts!

Kam mir anfangs diese Amerikageschichte schon groß vor (und dies nicht nur angesichts meiner eigenen Körpergröße), wird es mit zunehmender Informiertheit nicht gerade kleiner. Man entscheidet sich für eine Route xy und sieht sie sich bei google maps in stetem Wechsel zwischen Karte und Satellitenbild einmal an. Fängt man dann an sich mit dem Links und Rechts der Route zu beschäftigen, hat man im Grunde schon verloren. Es ist nicht so als führe man auf der A27 von Bremen nach Cuxhaven und denkt sich:“Hach, ich war ja noch nie im schönen Worpswede der Künstlerkolonie. Da mach ich mal einen kleinen Abstecher auf ein Kännchen Kaffee hin.“ Dieser schlüge so etwa mit einem Zeitaufwand von 27-30 Minuten zu Buche (one-way). In Amerika kann ein „Abstecher“ schon mal 4-6 Stunden in Anspruch nehmen. Ein Beispiel:
Unser Weg führt uns in das schöne Kingman (auch besungen in dem Lied „Route 66“ von Bobby Troup, meine Lieblingsversion, Rolling Stones). Nach einer Übernachtung soll es in den Nationalpark Grand Canyon gehen. Die ausgewählte Rute: 294 km, 2 Stunden 57 Minuten. Wussten sie schon, dass der Grand Canyon eine Fläche von 4.925,8 km² hat? Zum Vergleich der Harz 2.226 km², nur der hat eine bessere Infrastruktur. Will man also unterschiedliche Attraktionen dieser unvergleichlichen Gegend sehen, muss man weite Strecken in Kauf nehmen. Der Skywalk etwa liegt im Westen des Parks, unser Hotel im Osten. Lange Rede kurzer Sinn, Skywalk nur über Kingman, 264 km hin und zurück, 3 Stunden unterwegs und von da aus zum Hotel macht 5 Stunden und 30 Minuten Autofahrt. Prioritäten, so lehrt uns die Geschichte, sind das A & O und somit ist der Skywalk leider zu Gunsten eines historischen Abschnitts der Route 66 aus dem Programm gestrichen. Für’s Erste jedenfalls. Passt mir persönlich auch ganz gut, denn ich habe eh Höhenangst und wäre vermutlich auf dem Bauch kriechend über dieses gläserne Gebilde gerobbt.

Über die Planung


Von der Buchung am 5. Januar 2015 bis etwa Anfang April

Ich bin jetzt vollkommen im Bilde, warum sich der Mensch für das Planen einer längeren und aufwendigeren Reise (im Vergleich etwa zu 2 Wochen Mallorca mit Strandurlaub- und das will auch schon gut geplant sein) so viel Zeit nehmen sollte.
Wir schreiben den 3. April und ich habe es endlich geschafft die Reisekofferfrage endgültig zu klären. Wie groß? Wie schwer? 4 Rollen oder 2 Rollen? Hartschale, Weichschale? Wussten Sie eigentlich, dass sich die zugelassenen Höchstmaße der Fluggesellschaften aus der Summe der Höhe, der Breite und der Tiefe berechnen? Bei der Lufthansa gelten Koffer über 158 cm als Sperrgepäck. Dachte ich mir so findig, kaufste die größten Koffer der Welt in XL, fliegst die leer dahin und voll wieder zurück. Doch auch da hätte der Wirt die Rechnung ohne die Zitronen gemacht. Der Zoll hinterlegt das Gewicht des Koffers beim Hinflug auf seiner Festplatte, was in der Folge den Beweis liefern würde, dass man sämtliche Klamotten in Übersee gekauft hat. Nehme ich also meine Altkleider mit, denn das Shoppen soll ja nicht zu kurz kommen.
Ich habe bereits begonnen, sämtliche wirklich benötigten Dinge in Miniaturausgabe zu beschaffen, um das Gewicht zu drücken. 23 kg darf so ein Koffer wiegen, Eigengewicht 3,7 kg immerhin.
Natürlich war das nicht alles an vorbereitenden Beschäftigungen. Listen aller Hotels (18) deren XL-Betten und Bars wir zieren werden mit Adresse, Telefonnummer und Googlekarten der Umgebung von oben. Reiseführer studieren, Routen basteln, Abstecher planen. Aufgrund der unterschiedlichen klimatischen Zonen die gestriffen werden lohnt es sich darüber nachzudenken, wie man Wasser (empfohlene Tagesmenge 3 Liter) gekühlt bekommt. Bei Temperaturen im Death Valley mit der Chance auf 50°C eine spannende Frage. Im Grunde könnte man über solche Fragen auch ein Jahr im Voraus brüten, aber ich will es ja nicht übertreiben. Daher wieder zu wichtigeren Dingen. Wieso habe ich mein Lebtag noch nie ein paar Schuhe besessen, von denen ich behaupten könnte, sie ließen mich all die Kilometer bequem laufen, die ich mir zum Laufen vorgenommen habe. Da fühle ich mich schon etwas gehetzt. Werde die Schuhfrage mit der Priorität A voran stellen.
Keine Sorgen macht mir die Frage von Multimedia und Energie. Für sämtliche Geräte wie Tablet, Kamera, Handy o.ä. habe ich eine Powerbank besorgt und eine mittels Bluetooth verbundene Box für die jeweils thematische Musik ist auch dabei. Wenn schon Strand von Malibu dann auch mit den Beachboys und was wäre Las Vegas ohne Elvis? Geht nicht. Zwei 32 GB SD Karten für die Kamera habe ich bereits eingepackt und ich bin gespannt ob das reicht. Die letzte große Anschaffung wird ein Zoomobjektiv für die Kamera sein 50-200mm.

Der Anfang

Am 27. Juli 2015 gegen 10 Uhr, startet (hoffentlich) ein Airbus der Lufthansa in Richtung New York. Nichts Besonderes- passiert jeden Tag. An Bord mein Gatte und ich. Haben Sie schon mal was von den Mertens gehört?  Die fliegen nach Amerika. Es ist gerade Januar und ich kann mich vor Aufregung kaum einkriegen. Wie oft ich in Gedanken schon auf dieser Reise bin. Was nehme ich mit? Was brauche ich noch? Hunde unterbringen, Reisepass beantragen, vorher Passbilder machen, mein Fön ist zu groß… Gibt’s da Bären? Abwehrspray! Alkohol in Arizona unbedingt im Kofferraum und nicht im Wagen transportieren. Unnützes Wissen? Vier Wochen werden wir also auf amerikanischem Boden verbringen. Von N.Y. nach San Francisco und mit dem Auto eine Rundreise durch insgesamt fünf Bundesstaaten, von dem einer größer ist als good old Germany. Reise ist komplett gebucht mit Hotels und Mietwagen. Was wird uns und die Leser und Leserinnen dieses Blogs erwarten? Ich habe keine Ahnung!

Die Route

New York
San Francisco
Monterey
Pismo Beach
Los Angeles
San Diego
Palm Springs
Kingman
Grand Canyon
Bluff
Page
Bryce
Mount Carmel
Las Vegas
Death Valley
Yosemite
Lake Tahoe
San Francisco
=so ungefähr 4484 km

Na dann mal los!