Von Las Vegas in das Tal des Todes

Ich wache zum zweiten Mal in Las Vegas auf, ohne Tiger oder Tätowierungen. Ole hat Kaffee geholt und wir resümieren, während wir langsam aber sicher unsere sieben Sachen packen. Zwei Nächte in Las Vegas sind für uns absolut ausreichend. Keine Ahnung, ob wir für diese Stadt zu langweilig sind oder ob diese Stadt einfach nicht zu uns passen will? Mir zu viel Schein als Sein. Unauthentisch, aufgesetzt, zu lasterhaft. Habe ich das gerade laut gesagt? Das typisch Amerikansche, Aufgesetzte scheint mir hier bis zur Perfektion übertrieben. Ich mag es lieber ruhiger. Vielleicht bekommt diese Stadt wann anders noch mal eine Chance von mir. Dann nehme ich mein Dorf und noch ein paar andere Leute mit- dann passt das schon. Das Auschecken geht gegenüber dem Einchecken so schnell wie sonst niergends. Zimmerkarten in einen Briefkasten stecken und fertich. Unsere Reise wird uns in das Death Valley führen, dass etwa drei Stunden entfernt weiter im Westen und teilweise schon wieder in Kalifornien liegt. Ich vermute, dass es an dieser Stelle unnötig ist zu erwähnen, dass es wieder ein mal karger und wärmer wird. Irgendwann fehlt Grün völlig im Bild. Nichts als Berge, Findlinge und Sand und Weite. Es sieht aus, wie auf einem anderen Planeten. Wir stellen uns vor, Werner Herzog will hier einen Film drehen, in dem die Schauspieler irgendwelche dicken Kostüme tragen sollen. Mit Fellen oder so. Teile von Spartacus, Starwars und The Doors und unzählige Filme, die ich nie gesehen habe, wurden hier gedreht.  Wir kommen an den tiefsten Punkt der Vereinigten Staaten mit 85,95 Metern unter dem Meeresspiegel. Die Berge um das Tal des Todes sind zum Teil über 3300 Meter hoch. Ein Nichts hier. Als wir uns aus dem Visitor Center eine Karte für das Nichts holen, zeigt das Thermometer 126 Grad Fahrenheit, also 52,2 Grad Celsius an. Es fühlt sich an wie in der Sauna. Pustet man sich auf die Haut, brennt es. Unvorstellbar. Ich habe so etwas noch nicht gespürt. Wir reden ja auch von einer Gegend, in der es halt auch mal so gut wie keinen Schatten gibt. Das Furnace Creek ist dagegen eine kleine Oase, auch wenn dafür sicher viel Aufwand betrieben werden muss. Wo in Las Vegas schon das Wasser immer knapper wird und der Wasserpegel der Trinkwasserspeicher der Stadt schon um 30 Meter abgesunken sind, fragt man sich schon, wie das hier funktioniert. Wasser? In der Wüste. Ich bin mir nicht sicher, ob es hier je regnet. Dennoch… die Anlage ist schön, es gibt einen kleinen Laden, ein Restaurant und das Gelände ist weitläufig. Wir beziehen ein Zimmer ebenerdig mit zwei gemütlichen Schaukelstühlen, auf die die Sonne scheint. Aus Versehen drauf gesetzt. Unvorstellbar sie zu benutzen. Wir fahren gleich los mit viel Wasser im Gepäck. Man kann nicht so viel trinken, wie man schwitzt. Aber komisch- ich vertrage die Hitze besser als diese Schwüle. In Las Vegas und hier natürlich auch, ist es so trocken wie sonst niergends. In Las Vegas haben sie Wasser durch Ventilatoren versprüht. Hat auch nix gebracht. Es gibt im Death Valley einen Ort, an dem außer Sand und Steinen nichts ist. Wie von Geisterhand bewegen sich dort große Steine und hinterlassen eine Spur. Irre. Da wollen wir eigentlich hin, aber es ist leider zu weit. Man hat herausgefunden, dass wenn es im Winter nachts friert, diese Steine auf dem hauchdünnen Eis rutschen. Manchmal sogar fünf Meter weit. So oder so ähnlich funktioniert das. Habe ich auch nicht ganz verstanden. Da ich das nicht sehen werde, habe ich mir eine Postkarte davon gekauft. Wir fahren zum Badwater Basin. Ein See, der mal groß und tief war und im Laufe der Zeit vertrocknet ist. Viele, viele Jahre lang. Er war sehr, sehr salzig und was übrig ist, ist eine riesige trockene Fäche aus Salz. Er heißt Badwater, weil alle, die wohl früher durch das Todestal gekommen sind und durstig waren, eine böse Überraschung erlebt haben. Ich sehe keine Tiere. Es steht geschrieben, dass man seinen Fuß nie an eine ungesehene Stelle setzen darf. Ja bin ich denn verrückt? Ich setze hier gar nichts hin. Klapperschlangen, riesige Spinnen und Skorpione sind hier unter jedem Stein. Autotür auch immer gleich schnell wieder zu machen, gell. Wir fahren weiter. Wir kommen auf einen Einbahnstraßenrundweg. Er führt durch sehr enge Schluchten und über Hügel. Er heißt Artist View, weil die Felsen von der Sonne beleuchtet unwahrscheinliche Farben zeigen. Jedes Rot, jedes Braun  und sogar Türkis. Der Kracher. Zurück gekommen geht Ole in den Pool. Wohl nicht die große Erfrischung, dafür schön. Ich schreibe Blog auf der Terrasse im Schaukelstuhl- Sonne is weg und dennoch läuft einfach nur der Schweiß. Ist wie Kur. Wir gehen in das Ranch Restaurant und essen Salat. Was soll man bei so einer Hitze auch schon essen? Als wir zu unserem Zimmer zurück gehen ist es so neun Uhr und auf dem Tennisplatz spielen sie Tennis. Ja sind die denn irre? Morgen kommt unsere wohl längste Etappe und wir hoffen mit unserem Sprit noch aus dem Todestal zu kommen. Hier kostet eine Gallone Sprit rund 2 Dollar mehr als überall anders. Sie nehmen es von den noch Lebendigen. Morgen also nach Yosemite National Park. Wie da wohl das Wetter ist? 

Reden wir über Las Vegas

Werde wach und reiße erst mal den Vorhang auf. Hier ist das mit der Sonne schon eine Garantie. Ich dusche, mache mich fertig und packe Dinge, die ich zum Blogschreiben benötige. Mein kleines grünes Büchlein, das ich mir noch amFlughafen  Frankfurt geholt habe in dem all meine Notizen drin stehen, der kleine Ständer für das Smartphone, die Tastatur und eine Brille. Packe alles und Woody in eine Papiertüte mit dem Ziel, mir ein schönes Plätzchen zum Schreiben zu suchen. Ich gehe zunächst nach draußen in den Park und besichtige die flamingoeigene Wedding Chapel. Hübsch hässlich da drin. Es gibt einen Springbrunnen mit Flamingos, einen Wasserfall mit Flamingos und Flamingos. Weil mir das zu heiß ist draußen gehe ich wieder rein und finde einen Platz am Fenster, von dem aus ich eine Angestellte beobachte, die Wasserschildkröten füttert. Sie vertreibt Enten mit einem Wasserstrahl, weil die den Schildis alles wegfressen. Die Enten sind übrigens genau die gleichen, gewöhlichen Enten wie bei uns. Erpel bunt, Erpelin braun. Auch noch mal eine gute Gelegenheit die Leute zu beobachten. Der Platz auf dem ich sitze gehört zu einer Pizzabude und als Ole mich abholen kommt, weil der Block fertig ist, frühstücken wir erst mal. Is ja schon elf durch. Unsere erste touristische Aktion des heutigen Tages ist die KISS Monster Minigolf Anlage. Habe sie auf der Googlekarte schnell gefunden und wir marschieren los. Und auch da wieder… Entfernung und Klima maßlos unterschätzt. Wir nehmen uns ein Taxi für 2,2 Meilen. Es ist nicht anders möglich. Die KISS Minigolf Anlage ist der Kracher. Es handelt sich um eine Halle, komplett Schwarzlicht beleuchtet, alles mit Teppich ausgelgt und die 18 Löcher strahlen im Licht orange. Wir bekommen einen gut sichtbaren Ball und Schläger und los geht’s. Ole verkündet noch, wenn es eins gebe, was er wirklich gut könne, sei das Minigolf. Die Halle ist irre bemalt mit leuchtenden Figuren an den Wänden und überall KISS Figuren. Musik? Kiss! Klar. Wir spielen, ich gewinne und wir sehen uns noch den Rest an. Alles mögliche gesammelte der Band, hunderte T-Shirts und signierte Platten und einen alten Porsche, den die Bandmitglieder dem neuen Schlagzeuger Eric Carr im Jahre 1980 zum Einstand in die Band geschenkt haben. Ganz große Nummer. Wir sind fertig und fahren mit dem Taxi zurück. Ich mache noch einen Cache, da ich noch mein Nevada Souvenir benötige. Damit ist die Sammlung voll. Fünf Staaten bereist. Wir gehen zurück zum Hotel und kommen von hinten in den Park. Dort befindet sich der Pool. Eine hermetisch abgeriegelte Zone, in der Ausweise kontrolliert werden (auch unsere) und wo keine Getränke mit rein dürfen. Höllenlaute Musik und alle hängen mit teuren Cocktails in der Poollandschaft rum, lassen sich volllaufen und brüllen sich an, weil die Musik so laut ist. Ole und ich gehen da ein mal durch und werden angestarrt, als kämen wir von einem anderen Stern. Dabei sind die anderen die Aliens. Es gibt dort V.I.P. Zelte, in denen man seine Sachen in einen Safe schließen kann und wo man auf Sofas abhängen kann. Strange. Wir verlassen den Poolbereich. Schnell. Wir schlendern durch den Park und entdecken eine Büste mit einer Gedenktafel. „Bugsy“ Siegel, der erste Besitzer des Hotels in den 40er Jahren. Viel Blabla. Was dort nicht steht, dass der „Bugsy“ ein Mafiosi und Mörder war, den man als Dankeschön für seine großen Taten eines schönen Tages erschossen hat. Schreibt man ja auch alles nicht drauf, auf so eine Tafel. Nichts desto trotz, ist „Bugsy“ für das große Renommee des Hotel Flamingo anscheinend zu danken. Im Jahre 1946 war es mit 105 Betten das luxuriöseste Hotel der Welt. Interessanter Weise lag es zu dem Zeitpunkt noch sieben Meilen vom Stadtkern entfernt. Heute ist von dem alten Hotel nichts mehr übrig und auch die Mafia wurde von großen anderen Companys verdrängt. Heute gehört ein Großteil der Hotels, so auch das Flamingo mit seinen 3000 Betten, der Ceasars Entertainment Company an. Der Umsatz der Stadt „Las Vegas“ oder auch „Die Auen“, „Die Wiesen“ mit rund 13 Millionen EinwohnerInnen liegt bei, habe ich vergessen Millonen Dollar im Jahr. Es gibt 150.000 Betten und dem gegenüber 100.00o Obdachlose. Sie prägen das Stadtbild ebenso wie in anderen großen Städten, aber hier wirkt es irgendwie sehr skurril mit dem ganzen Glitzer und Bling Bling.  Die Arbeitslosenquote liegt bei fast 14% für US Verhältnisse hoch. Die Kriminalitätsrate ebenso. Donald Trump geht es gut, er hat hier ein riesiges, goldenes, gläsernes Hochhaus gebaut, in dem nur Appartments untergebracht sind. Ich sagte es schon… Kapitalismus funktioniert und wer meint, New York sei teuer, der war noch nicht in Las Vegas. Schnitt. Wir gehen ins Hotel zurück. Heute entscheiden wir uns links rum unsere Abendrunde zu starten. Es wird am zweiten Tag eines deutlich. Alle Wege sind manipuliert, will man auf ein Klo, muss man erst durchs Casino. Die sind alle gleich, haben nur unterschiedliche Themen. Alles wahnsinnig aufgebrezelt und pompös. Alle Rolltreppen der Stadt führen immer in den Konsum, Treppen können das umgehen, aber die nutzt ja keiner. Es ist dunkel und wir haben uns das Excalibur und das New York New York angesehen und dann war auch mal gut. Für alle, die sich schon immer gefragt haben, was eine einfache Fahrt mit dem Roller Coaster um das Casino New York New York kostet, soll hier die Auflösung erfahren: 40 Dollar inkl. irgendwelcher Spielchips. Ein Wahnsinn. Wir ziehen weiter zum Bellagio, um uns die Wasserfontänen anzusehen. Wir müssen nicht lange warten. Es wird ein Stück klassische Musik gespielt, vielleicht Schubert, und die Lichter gehen an. Es ist kurz aber wunderschön und ergreifend. Die einzelnen Fontänen tanzen synchron zur Musik, mal klein mal hoch. Grandios. Es ist zu ende, die Musik ist aus und eine Deutsche neben uns sagt: „Das habe ich auch schon mal schöner gesehen“. Ich möchte ihr ein Bein stellen als sie endlich geht.

Zion National Park und Las Vegas

Ich wurde nachts wach. Natürlich. Ich werde ja immer nachts wach. Mir viel ein, dass ich ja noch gerne die Sterne in Ruhe angesehen hätte und so schleiche ich mich aus dem Häuschen. Kaum stehe ich auf dem Rasen, kommen irgendwie Einwände gegen meine Anwesenheit. Ich werde von einer Fledermaus angegriffen. Ich spüre sie schon fast an meinen Haaren und aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, die war stinksauer. Ich ducke mich, sie macht eine geschickte Wende und kommt wieder auf mich zu. Ich habe verstanden und gehe rein. Die Sache mit den Sternen ist auch nicht soo wichtig. Andere Nächte haben auch schöne Himmel. Am nächsten Morgen kocht mein Gatte Kaffee. Ich bin nicht sicher, ob ich über die schwankende Qualität des Kaffees in amerikanischen Hotels an anderer Stelle schon mal berichtet habe? Egal, dieser war so etwa eine drei. Wir frühstücken die Leckereien von der Tanke- Toast, Ham, Cheese. Als ich meine Socken anziehen will, läuft eine Spinne raus. Nicht groß, aber sehr schlecht gelaunt. Ich weiß nicht, warum das Viehchzeuch hier immer so schlechte Laune hat. Ich schreie, damit auch endlich alle in ihren Cabins wach sind und werfe alles, was ich in den Händen halte im hohen Bogen wech. Hinter das Bett. Mist. Benötige Wanderstöcke um dran zu kommen. Habe ich schon von den Betten in amerikanischen Hotels berichtet? Mir fällt der Abschied von diesem Ort schwer, aber der Tach is kurz und man hat ja eine Menge vor. Ole möchte gerne im Zion National Park ein bisschen wandern. Im Grunde eine gute Idee, wenn es nicht so heiß wäre. Wir haben heute etwas länger gebraucht und so ist es im Park schon recht voll. Ich glaube, wir haben den letzten Parkplatz im gesamten Park bekommen und der war nicht mal legal. Wenn es voll wird, dann parkt jeder und jede wo er oder sie kann. So ähnlich wie an einem Sonntag im Harz, wenn Neuschnee gefallen ist und alle Schlitten fahren wollen. Dafür haben wir auf dem Weg mal Tiere gesehen. Keine Ahnung was es war, aber so etwas ähnliches wie Ziegen oder Steinböcke. Auf jeden Fall mit Hörner dran und grau. Wir gehen zum Shuttlebus. Im Zion N.P. darf man auch nicht überall mit dem eigenen Auto lang. Es stellt sich heraus, dass das mit der Fülle an Menschen hier doch noch erträglich ist. Wir fahren zur Haltestelle Emeralds Pools. Eine leichte Strecke bergauf, die zu drei Wasserfällen führt. Es ist aber anzumerken, dass im August in keinem Wasserfall des Westens der USA wirklich viel Wasser fließt. Alles ist viel zu dröch. Der Weg ist schön und wir gehen in sengender Hitze mal durch Sonne, mal durch Schatten hoch zu dem Rinnsal. Schöne Ausblicke. Nach zwei Stunden sind wir wieder zurück. Wir kaufen uns eine kalte Coke diet und gucken uns eine waschechte Rangerin mit Hut und Gitarre an, die auf einem Höckerchen leicht müde und dehydrierte kleine Kinder auf einer Wiese zu bespaßen versucht. Diese hängen mehr in den Seilen und gucken. Sie singt trotzdem. Der Zion N.P. ist mit diesem Ausflug von uns erschlossen und wir starten die 2,5 Stunden Fahrt nach Las Vegas. Ich bin gut aufgelegt. Nach der ganzen Natur habe ich Bock auf Remmi Demmi. Die Landschaft, aber wen wundert’s, verändert sich. Las Vegas liegt schließlich in der Wüste. Dazu kommt noch ein bisschen mehr Hitze, 115 Grad Fahrenheit. Wahnsinnig karge und hohe Berge und Schluchten. Wir kommen bei einem Walmart vorbei und weil wir noch etwas brauchten, sind wir da rein. Also so was habe ich noch nicht gesehen. Einen derart riesigen Supermarkt mitten in der Wüste. Da fahren alle hin und kaufen Unmengen ein. Habe ich schon über amerikanische Supermärkte berichtet? Dann wird es platt und am Horizont erscheinenHochhäuser. Mir kommt es gar nicht so groß vor, dieses Las Vegas. Ein bisschen wie Frankfurt von Weitem. Der Freeway 15 führt direkt durch die Stadt  und die großen Hotels (Casinos) haben fast alle eine eigene Ausfahrt. Das Flamingo ist auf der Flamingo Road Ecke Las Vegas Boulevard. Leicht zu finden. Es gibt ein Parkhaus  mit sieben Etagen, da fährt man rein und gut. Wir kommen von irgendeiner Seite in das Hotel und gehen erst mal ewig durch die Geschäftepromenade bis zur Lobby. Da stehe ich eine dreiviertel Stunde zum Einchecken an. Genug Zeit, um mich zu aklimatisieren. Ole holt die Koffer aus dem Wagen. Krasse Leute die da stehen und gehen. Die meisten schon oder noch voll. Junge und Alte, alles dabei, auch Familien mit kleinen Kindern. Wieso fahren die mit kleinen Kindern und auch Babys nach Las Vegas? Ich erzähle der Lobbyfrau was von „Please a Room on a Floor not so high“. Wir bekommen ein Zimmer im vierten Floor. Toll ist, dass die Ersten über Rolltreppen zu erreichen sind und ich nur eine Etage durch ein Treppenhaus muss. „Jedes Hotel ist nur so gut wie sein Treppenhaus“, dieser Spruch stammt von mir und wenn ich damit recht hätte, gebe es keine Hotels. Ich habe einige amerikanische Treppenhäuser von innen gesehen, aber dieses war der Gipfel. Es ist so ekelhaft, dass ich mir das Fotografieren  verkniffen habe. Und ich verzichte, da ich weiß, dass es Leute gibt, die dies hier zum Frühstück lesen, auf weitere Details. Das Zimmer ist schön, eine gesamte Glasfront, durch die man von außen nicht reinschauen kann. Von außen ist alles golden verspiegelt. Wir sind genau auf der Höhe der Palmen und blicken auf den großen Garten des Hotels und auf das große Las Vegas Riesenrad. Eine runde dauert 30 Minuten, es bewegt sich so langsam, dass man es kaum sieht. Kostet bestimmt 50 Dollar damit zu fahren. Hunger! Es ist noch hell und wir schreiten durch das Casino des Flamingo nach draußen auf den Las Vegas Boulevard. Wir entscheiden uns am heutigen Abend nach rechts zu gehen. Zunächst folgen wir einer Empfehlung und essen in einem Burgerladen. Satt ist das Erkunden einer Stadt auch besser. Wir kommen am Venetian vorbei. Von außen, wie alle Hotels hier mächtig aufgemotzt. Draußen Kanäle wie in Venedig, wo Gondolliere mit Gondeln singend irgendwelche Touris rumfahren. In dieser Kulisse sehen wir ein Pärchen, dass sich mitten auf der Straße von einer Art Elvisimitator trauen lässt. Mann oh Mann. Die Straßen sind so ungeheuerlich voll. Menschengruppen werden von Personen mit Leuchtstäbchen oder Fähnchen durch die Massen geführt. Das Rauchen und Trinken auf der Straße ist erlaubt, wenn nicht sogar erwünscht. Man kann an jeder Ecke alles kaufen zu Preisen, die ungeheuerlich sind. Irgendwelche Drinks in riesigen Bechern kosten da gerne mal 20 Dollar und mehr. Im Supermarkt gibt es eigens riesige Kühlkammern nur für Bier. Kühlregale reichen da nicht. Überall stehen Hello Kitty’s, Minnie Mäuse, Spidermänner und Transformers, die für ein Bild mit sich 20 Dollar möchten. Ole und mir fällt auf, dass immer ein riesiger Reklamewagen den Boulevard rauf und runter fährt. Es sind nackte Frauen drauf abgebildet und eine Telefonnummer, unter der man sich Frauen hinbestellen kann, wo Mann will. Auch werden einem an jeder Ecke Visitenkarten mit Frauen drauf in die Hand gedrückt, auch zum bestellen. Also bei uns nennt man so etwas Prostitution. Wie man das in Las Vegas nennt weiß ich nicht. Mir wird allmählich bewusst was es heißt „Alles, was in Las Vegas passiert, bleibt in Las Vegas“. Die Casinos sind alle ohne Tageslicht und Uhrzeit. Niemand möchte, dass man geht. Die Getränke, die man beim Spielen kaufen kann sind erschwinglich, Zigaretten und Zigarren können bei umherlaufenden Damen auch einzeln gekauft werden . Der Großteil der Casinos besteht aus Spielautomaten. Riesige Spielautomaten und da sitzen sie davor, Stunden lang.  Und es gibt Tische für Black Jack, Roulette und andere Spiele, die ich auch nicht kenne. Wir spielen nicht. Aber eher, weil wir nicht wissen wie. Wir gehen in das Mirage, dort gibt es eine Beatles Show von Cirque de solei oder so ähnlich. Gibt ja tausend Shows in Las Vegas. Und Musicals. Alles voller Musicals. Ich hasse Musicals! Wir gehen in den Beatles Shop. Der ist nett. Man kann sich nicht vorstellen, was einem dieses Las Vegas abverlangt. Die Strecken sind unwahrscheinlich lang. Mann kann den Boulevard nicht einfach überqueren. Es gibt Brücken, die man nutzen muss. Rauf runter, rauf runter. Haben uns noch aus der Heimat Tipps bezüglich des Roulettespiels geholt (da war gerade morgens), haben es aber doch gelassen. Wir sind müde und gehen ins Bett. Es ist ganz leise im Hotel. Geht doch.

Bryce

Das Ruby’s Inn ist eine kleine Welt für sich. Es gibt eine Menge kleiner Lädchen und wir sind wieder motelähnlich untergekommen. Heute ist keine Zeit zum Bummeln. Wir haben einen Termin. Je näher der rückt, desto mehr habe ich das Gefühl mich in einer Schnapsidee wieder zu finden. Dabei war es meine. Um 10.15 am ist Treffen an der Horses Riding Dingsda. Die Pferde sind schon aufgezäumt und die Cowboys stehen schon am Rande und warten auf die Reitwilligen. Ole ist ganz entspannt, obwohl er nicht reiten kann. Meine Sorge ist einzig aus welchen Gründen auch immer von dem Getier zu stürzen. Meine Güte man kennt sich ja auch nicht. Wir sind jedenfalls wieder in voller Cowboymontur unterwegs, was die anderen Ankömmlinge glauben lässt, wir gehörten zur Ranch. Also da muss man doch einfach nur etwas genauer hinsehen. Es versammeln sich ca. 15 Personen für diesen Ausritt und der Obercowboy, den ich gestern auch schon beim Rodeo gesehen habe, sagt jedem einen Namen für ein Pferd. Oles heißt Bullseye. Ich sage noch so etwas wie „Can I have a Small one?“ und bekomme Slim. Kurze Einweisung und aufgesetzt. Als ich mit dem Hintern im Sattel zum  Sitzen komme, wird mir klar, wie die nächsten 1,5 Stunden aussehen werden. Es ist doch etwas unbequem. Der Ole sieht auf seinem Bullseye aus wie ein richtiger Cowboy und es steht im ausgezeichnet. Die Kolonne setzt sich in Bewegung, Ole ist das Schlusslicht, ich einen davor. Ich bin hoch konzentriert, mein Mann grinst in einem fort und scheint selig. Nach kurzer Strecke kommt noch ein Mann und macht von uns allen je ein Bild. Ich lächele verkniffen. In den nächsten Minuten stellt sich heraus, dass der Zosse auf dem ich sitze mal so überhaupt kein Bock auf sein Business hat. Er bummelt, ist störrisch und drückt durch seine ganze Erscheinung aus, dass er lieber essen möchte oder was weiß ich. Wir reiten durch einen Nadelwald im Schatten. Es ist wundervoll und duftet so wie auf Amrum, wo ich mal als Kind zur Kur war. Slim ist so langsam, dass ich immer drohe den Anschluss zu verlieren. Hinzu kommt, dass der Gaul irgendwie ein Thema mit Oles Bulleye hat und den gerne mal beißen möchte oder so. Ich drücke mal ganz geschmeidig, ich will ihn ja nicht unnötig reizen, in die Seite, um ihn aufzufordern mal Anschluss herzustellen. Na ja. Dem Obercowboy ist das bummelnde Vieh nicht entgangen und er kommt immer mal nach hinten geritten, um sich A zu unterhalten und B Slim mal einen Klaps zu geben. Das bewirkt bei mir einen Schock, weil der rennt dann los. In Wut. Wir kommen dann an die Kante des Bryce Canyon. Also dirket an die Kante meine ich. So viel Vertrauen habe ich zu dem Tier nicht, aber ich verhalte mich friedlich. Mache mit dem Handy ein paar verwackelte Bilder und bin froh, als zwischen den Abgrund und das Pferd mit mir oben drauf wieder mehr Weg kommt. Den Ausblick, den ich erhaschen konnte war grandios und schön.  Und der Ole, der grinst immer noch. Die 1,5 Stunden gehen ihrem Ende entgegen und ich mache mir Gedanken, wie ich je von Slim, den ich gar nicht soo slim finde, wieder runter komme. In meinem linken Bein kündigt sich bereits ein Krampf an und mein Hinern schäft. Halb sinke ich, halb falle ich vom Gaul und freue mich über festen Boden und über das Leben, das in meine Beine zurück kehrt. Ole grinst. Wir bekommen jeder ein Foto geschenkt. Das fand ich toll. Ich mache noch schnell einen Cache, denn es ist Internationaler Geocachingday und dann fahren wir in den National Park Bryce Canyon mit dem Auto. An unterschiedlichen Aussichtspunkten machen wir Halt. Der Canyon ist eigentlich kein Canyon und es gibt da so Dinger aus Stein überall. Hoodoos heißen die. Ganz großartig. Ich bekomme heute tatsächlich meinen Abstecher nach Panguitch in den Cowboy Connectible Laden. Ist nicht weit. Laden schnell gefunden. Ganz toll dort. Tausend gebrauchte Cowboystiefel und Schnicki Schnack. Haben aber nichts gekauft. Sind dann in ein Cafe gegangen, dass zu einem uralten Kino gehört. Ganz bezaubernd. Einen Film gucken kostet 6 Dollar. Es gibt selbst gebackenen Kuchen. Ich nehme so eine Schokofrechheit. Sehr köstlich und fettich und köstlich. Es regnet ein paar Tröpfchen, nicht der Rede wert. Wir fahren zur Zion Ranch, einen Ort gibt’s da nicht zu. Das Hotel liegt direkt vorm Zion National Park. Als ich das Anwesen sehe fange ich fast an zu weinen. Es ist wunderschön. Auch fange ich an  zu weinen, weil die Dame an der Lobby sagt „No wifi, no TV, no Netz“. Es ist hart, aber als Entschädigung bekommen wir ein eigenes kleines Häuschen, etwas erhöht, mit Blick auf die Berge und einer Art Schaukelbank auf der Terrasse. Da bleibe ich. Ole fährt kurz los und holt Frühstückssachen und ich sitze einfach nur da. Die Sonne macht sich bereit zum Untergehen. Im Hintergrund sehe ich riesige Tiere näher kommen. Dann wird mir klar, es sind Büffel. Und jetzt wird mir auch klar, warum das Restaurant  in dem wir einen Tisch reserviert haben „Buffalo“ heißt. Und mir wird klar, warum das Ding Ranch heißt. Hier werden Büffel gezüchtet und serviert. Ich bin sehr gespannt. Das Restaurant ist sehr bezaubernd und rustikal. Ein Mann spielt Gitarre. Die Karte ist klein, aber super. Ich esse vorweg eine Käseplatte, Ole eine Suppe. Dann Büffelfilet. Schmeckt wirklich gut. Lecker Kartoffeln dazu und irgendwatt Grünes mit Blauschimmelkäse. Ole hat ein neues T-shirt, auf dem ein Mann und ein Hund auf einem Pferd reiten. Der Hund vorne, der Mann hinten und unübersehbar durch Alkoholgenuss in ausruhender Haltung. Der Mann mit der Gitarre erzählt uns einen vom Pferd, dass er den Typen kenne, er käme aus seinem Dorf. Wie klein die Welt ist. Wir gehen zurück auf Schaukel und Veranda. Ich warte auf die Sterne, die hier besonders gut zu sehen sein sollen. Ich schaffe es nicht mehr und gehe schon mal schlafen. 

Von Page nach Bryce

Am heutigen Tage war ich ungewöhnlicher Weise mit einer gehörigen Portion Energie ausgestattet. Ich möchte nicht verschweigen, dass so eine Rundreise schon auch schlaucht. Der Energiehaushalt deckte sich nicht mit dem meines Mannes und so bummelte dieser noch ein bisschen, während ich mich in die Lobby setzte und Kaffee trank. Die geschmeidige Stunde war auch mal ganz schön. Diese Hotelübernachtung bescherte uns wieder so ein American Breakfast. Das hatte ich ja nun schon mal für mich als indiskutabel eingestuft, aber es gehört nun mal dazu. Die hatten eine Maschine, wo man oben Toastscheiben reinlegt und dann bewegen die sich da so durch und unten fallen die getoastet raus. Wie soll man so was beschreiben? Und eine Pancakemaschine hatten die auch. Da pusht man einen Button und dann kommen rechts unten zwei Pancakes raus. Die mit einem Haufen Sahne sind schon ein Genuss. Haben sich dann auch gleich geschmeidig um die Hüften gelegt (so wie alles hier grmpf). Der Frühstücksraum ist wieder in jeder Ecke voll mit Fernsehern. Ich setze mich schon immer so, dass ich das nicht sehe. Aber wenn alle so glotzen. Unwetter mit Sturm und Wasser und ach was weiß ich noch. In Florida. Ich bin natürlich (!) wieder beunruhigt. „Das is so, als wenn dir einer erzählt, dass es in Spanien Überschwemmungen gegeben hat“ sagt der Gatte. DAS beruhigt mich natürlich. Wir kommen wieder zu einem großen Moment unserer Reise. Zig mal von oben bei Google bestaunt, unzählige Bilder gesehen. Wir fahren zum Horseshoe Bend. Im Grunde eine Schleife des Colorado Rivers. In der Fachsprache auch Mäander genannt (mir zum Erklären zu kompliziert, bitte selber Wikipedia bemühen bei Interesse). Man muss auf einem Parkplatz etwa einen Kilometer weit parken und dort hin gehen. Eine Rangerin lässt dich ohne Wasser nicht los. Es hat einen Anstieg und es ist brütend heiß. Man glaubt es nicht, aber man benötigt Tatsache einen Liter für hin und zurück. Und dann steht man an der Kante und sieht in den 300 Meter tiefen Abgrund und es ist das Schönste, was ich auf dieser Reise gesehen habe. Ich glaube auch nicht, dass das noch zu toppen ist. Der Fluss fließt ruhig in einem wunderschönen Türkis vor sich hin. Tief unten. Man kann winzige Bötchen sehen. Es ist unbeschreiblich erhaben. Ich will nicht gehen, aber es ist heiß und zurück muss man ja auch wieder. Wir sehen zwei mal Menschen, die andere tragen. Einer sein bewusstlos gewordenes Mädchen- ja man muss sich gut kümmern. So ohne Mütze, nicht gut. Und einen tollen Bruder, der sein kleines und etwas angemopstes Schwesterchen auf den Schultern trägt- ein Held. Nicht nur an diesem Ort fällt mir auf, dass es unterschiedliche wohl irgendwie länderspezifische Eigenschaften von Menschen gibt. Sicher spielen Vorurteile auch eine Rolle, aber manche Klischees hauen auch voll hin. Ich beobachte, dass Deutsche häufig einen eher gnatschigen Gesichtsausdruck haben. Um dem entgegen zu wirken, lächle ich jetzt öfter. Und andere sind zum Beispiel immer laut. Meine Güte. An so heiligen Orten sind die ja so laut. Wir fahren nach Kanab. Wieder so etwas, auf dass ich mich schon so gefreut habe. Viel weiter unten habe ich schon von einem Cowboyladen berichtet und den wollten wir nun suchen. So eine Art Antiqutätenladen für Cowboyartikel. Äh, der Laden ist hier nicht habe ich nachkurzer Recherche rausgefunden 🙂 Ganz anderer Ort haha. Das macht aber nichts, weil wir einen anderen ganz tollen Laden gefunden haben. Der hatte so einen Schießstand, im Westernsaloon Style, wo man mit einem Gewehr auf Scheiben schießt und dann miaut die Katze oder die Vase fällt um oder die Kuckucksuhr macht Kuckuck. Was für ein Spaß. Immer wenn Ole auf etwas schießt kommt Wasser raus und immer in mein Gesicht. In dem Laden gab es auch zahlreiche ausgestopfte Tiere, auch einen Eisbären. Hm. Der Laden hat einen Garten mit einer Westernkulisse. Ein Traum. Wir essen einen Hotdog in dem dazugehörigen Lokal und wären dort gerne versackt. Für zwei Tage. Der Cowboyladen ist in Panguitch. Ob ich Ole überredet bekomme dahin zu fahren? Wir fahren nach Bryce. Wieder eine Fahrt durch eine Landschaft, die durch Berge und Schluchten führt. Es wird nie langweilig. Wir haben noch ein bisschen Zeit. Das Ruby’s Inn ist eine riesige Hotelanlage, die eigentlich eine eigene kleine Stadt ist. Alles auf Ranch getrimmt. Wir haben wieder ein Zimmer mit Auto vor der Tür. Um 7pm ist Rodeo. Wieder so ein Highlight. Ole bügelt sich ein Hemd mit den Worten „Ich habe noch nie außerhalb Europas gebügelt“. Ja diese Reise bietet viel Neues. Also Hut auf, Hemd an und los. An diesem Punkt der Geschichte muss ich schon aufpassen, dass ich den Cowboyhut abnehme, wenn ich ins Bett gehe. Der sitzt wie eine eins. Das Rodeo ist ein nettes Spektakel mit Cowboys und Pferden und Rindern. Kinder dürfen auch mitmachen und auf Schafen Rodeo machen. Der Stadionsprecher fragt in die Runde, wer denn aus welchem Land kommt. Wer sich angesprochen fühlt ruft so etwas wie Yeah oder so. Ole will, als Germany aufgezählt wird ein buh gehört haben. Ich sage, die mein juhu. Egal. Als nach den American gefragt wird, ruft nur die Familie vor uns yeah und der Mann sagt „We are a Minority?“, und lacht. Ole sagt lachend „You’re welcome“ Der Mann lacht sich kaputt. Ich bin im Nachhinein etwas gespalten was die Rodeosache angeht. Ich empfinde den Umgang mit den Tieren aus tierschutzrelevanten Gründen fragwürdig. Aber dennoch ein interessantes Erlebnis. Wir bummeln noch ein bisschen und dann ab ins Bett. 

Ein Einschub

Werte Leserin, werter Leser,

unterschiedliche Gründe haben zu Verzögerungen im Schreibeablauf geführt. Ich kann hier schon mal vorweg nehmen, dass es Orte auf dieser Welt gibt, die weder über ein Telefonnetz, Wifi, Kabelfernsehen oder sonstiges verfügen und es dort Leute gibt, die dies auch nicht wollen oder forcieren dies zu bekommen. An so einen Ort sind wir geraten. „We have no Wifi, no Telefon und no TV“ oder so ähnliche Worte drangen an mein Ohr. Ich habe diese weltlichen Dinge gegen etwas sehr Schönes und Besonderes eingetauscht und es hat mir im Grunde nicht geschadet. Nein, ich gehe sogar soweit, dass es mir gut bekommen ist. Man glaubt ja nicht, wie wertlos ein Smartphone ohne Netz ist.